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Wirtschaft: Zitterpartie um den Ladenschluß

In Berlin machen mehr Läden mit als bundesweit / Doch viele für 1998 unentschieden BERLIN(chi).Bei den längeren Öffnungszeiten zeigen sich die Berliner Betriebe offenbar deutlich motivierter als der bundesweite Durchschnitt.

In Berlin machen mehr Läden mit als bundesweit / Doch viele für 1998 unentschieden BERLIN(chi).Bei den längeren Öffnungszeiten zeigen sich die Berliner Betriebe offenbar deutlich motivierter als der bundesweite Durchschnitt.Während der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) Ende vergangener Woche berichtete, daß nur noch knapp die Hälfte der Läden länger offen hielten und selbst in Top-Lagen die Quote kaum 57 Prozent übersteige, meldet der Berliner Einzelhandelsverband (GdE), daß an der Spree 73 Prozent der Geschäfte die neuen Freiheiten ganz oder teilweise nutzen.Dazu zählen beispielweise auch Lebensmittelhändler, die vor allem die frühen Öffnungszeiten ab 6 Uhr nutzen, um ihre Kunden mit frischen Brötchen, Milch oder der Zeitung zu versorgen.Ob das so bleibt, ist allerdings fraglich.Denn in der Umfrage des GdE sagten nur 37 Prozent der Betriebe klar, daß sie auch 1998 die längeren Öffnungszeiten unverändert beibehalten wollten.9 Prozent planen die Rückkehr zur alten Regelung, 34 Prozent sind unentschieden. GdE-Präsident Bernd Rückert sprach denn auch am Freitag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse vom "Anfang einer Neuorientierung", wollte dies aber ausdrücklich nicht als "Zwischenbilanz" sehen.Der Handel benötige die Testphase von drei Jahren, um die Möglichkeiten auszuloten, schließlich "ändert sich auch das Verbraucherverhalten nicht über Nacht".Und die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherung (HBV) meldete generell Zweifel an den Ergebnissen der GdE-Umfrage an. Die Ergebnisse der GdE-Mitgliederbefragung sind sehr unterschiedlich.Am stärksten beteiligen sich die Läden in der Innenstadt, während schon in den Stadtteilzentren viele nicht mitmachen.Bessere Ergebnisse zeigen sich dort, wo die Läden ihre Öffnungszeiten absprechen - das tun aber nur 16 Prozent der Betriebe.Große Schwankungen gibt es schließlich bei den Öffnungszeiten.Eindeutig hingegen die Angaben zu den Erträgen: 90 Prozent der Befragten gaben an, daß die Umsatzzuwächse die Kosten nicht decken. An der Umsatzmisere haben die langen Öffnungszeiten wenig geändert.Laut GdE-Geschäftsführer Nils Busch-Petersen wird es in diesem Jahr einen Rückgang von 2 Prozent geben.Lichtzeichen sieht er aber für den Arbeitsmarkt: 11 Prozent der Betriebe hätten wegen der längeren Öffnungszeiten neues Personal eingestellt, der Beschäftigungsabbau, der zuletzt jeweils 4000 Stellen und mehr erreichte, werde 1997 "deutlich geringer ausfallen". Der Verband erwartet, daß es in der nächsten Zeit weitere Verlagerungen auf die Schwerpunkte Donnerstag, Freitag und Sonnabend geben wird.Zugleich mehren sich die Forderungen nach einer völligen Freigabe der Öffnungszeiten zumindest für Kleinbetriebe.Wirtschaftssenator Elmar Pieroth sieht aber keine Chance, eine derartige Initiative vor den Bundestagswahlen in Bonn durchzubringen. Bei den Verbrauchern ist das Urteil klar.70 Prozent gaben in einer Umfrage der Forschungsstelle für den Handel (FfH) an, die längeren Öffnungszeiten zu nutzen, vor allem die Jüngeren und Besserverdienenden.63 Prozent würden eine Abschaffung als "Verlust" sehen.

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