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Wirtschaft: Zocken auf höchstem Niveau

Jetons werden hin- und hergeschoben, die Gesichtszüge der Spieler sind angespannt."Rien ne va plus", sagt der Croupier.

Jetons werden hin- und hergeschoben, die Gesichtszüge der Spieler sind angespannt."Rien ne va plus", sagt der Croupier.Statt Rot kommt Schwarz, der Einsatz ist weg.So ähnlich stellen sich einige Anleger das Geschäft mit Derivaten vor.Dabei haben sie nicht einmal unrecht, wenn man die Hebelwirkung der Terminkontrakte betrachtet.Großes Risiko bedeutet aber auch hohe Erträge, außerdem kann man Risiko managen.Wer sich für Vermögensverwaltung mit Derivaten ("Managed Futures") interessiert, kann in Deutschland zwischen zwei Möglichkeiten wählen: ein Einzelkonto ("Managed Account") eröffnen oder in Derivate-Fonds investieren.In beiden Fällen kommen als Derivateverwalter professionelle Händler, sogenannte Commodity Trading Advisors (CTA), in Frage.Sie legen die Kundengelder an Terminmärkten an.

Beide Investmentmöglichkeiten dürften aber nur für vermögende private Anleger oder Institutionelle interessant sein.Denn es sind hohe Mindestsummen erforderlich, um das Risiko zu streuen.Dies gilt vor allem für Einzelkonten, erklärt Michael Busack, Geschäftsführer der Hamburger Sigmacon, Gesellschaft für innovative Vermögensanlagen und Handelssystemanalyse.Ein CTA verlangt unter Umständen Mindesteinsätze von einer halben bis zu einer Mill.DM.Für Investoren, die weniger anlegen wollen, böten sich Derivate-Fonds an.Zwar fordern auch einige Fonds Mindestsummen bis zu einer Mill.DM, in der Regel seien die Beträge aber geringer.Einige Fonds in Deutschland forderten 10 000 oder 20 000 DM.

Bevor Anleger in Derivate investierten, sollten sie sich über die Risiken informieren, betont Busack.Außerdem solle der Investor "mindestens die gleiche Risikoeinstellung haben wie Anleger am Aktienmarkt".Auch dann sollte nur ein Teil des Vermögens auf Termingeschäfte gesetzt werden.In Derivate-Fonds sollten Investoren nach Meinung von Busack maximal zehn bis 20 Prozent ihres liquiden Vermögens - das sollten etwa 50 000 DM sein - investieren.Bei Einzelkonten schlägt er mindestens 500 000 DM vor.Janis Paraskevaidis von der Berliner Research & Asset Management GmbH stimmt mit Busack bei der letztgenannten Summe überein, hält bei Fonds aber auch Investitionen von 10 000 DM für sinnvoll.

Die Experten beurteilen die Anlagealternativen wie folgt: Für Derivate-Fonds spricht, daß diese wegen des höheren Investitionsvolumens die Risiken besser streuen könnten als Einzelanleger.Außerdem habe der Investor nicht das Problem wie beim Einzelkonto, einen geeigneten CTA zu finden.Busack gibt weiter zu bedenken, bei Fonds bestünden für Anleger keine Nachschußpflichten.Zu den Vorteilen eigener Konten gehöre dagegen die bessere Übersicht über die Kosten.So fielen Verwaltungsgebühren weg.Außerdem könne der Kunde täglich über sein Geld verfügen.

Bei der Vermögensverwaltung mit Derivaten sollte der Anleger zusätzlich beachten, daß die Branche in Deutschland im Vergleich zu den USA noch in den Kinderschuhen steckt.Auch ist die von einem CTA angegebene Performance schwer nachzuprüfen, da keine einheitlichen Bewertungsmaßstäbe vorgegeben sind.Um nicht an schwarze Schafe zu geraten, sollten Anleger in Zweifelsfällen bei der German Derivative Investments and Funds Association (GEMFA) in Bonn Rat suchen.

KATRIN QUANDT (HB)

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