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Wirtschaft: Zoff um Zeitarbeit und Altersteilzeit Gesamtmetall wirft IG Metall Egoismus vor

Berlin – Im Streit um die Zeitarbeit werfen die Arbeitgeber der IG Metall rein egoistische Motive vor. „Für die IG Metall zählt nur eins: Mitglieder, Mitglieder und nochmals Mitglieder“, sagte Ulrich Brocker, Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall, am Mittwoch in Berlin.

Berlin – Im Streit um die Zeitarbeit werfen die Arbeitgeber der IG Metall rein egoistische Motive vor. „Für die IG Metall zählt nur eins: Mitglieder, Mitglieder und nochmals Mitglieder“, sagte Ulrich Brocker, Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall, am Mittwoch in Berlin. Die Gewerkschaft habe inzwischen die wachsende Bedeutung dieser Personengruppe erkannt und wolle sie nun als Mitglieder werben. Das sei der wirkliche Hintergrund der jüngsten Kampagne der IG Metall, mit der diese die Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter verbessern will.

Von derzeit 730 000 Leih- oder Zeitarbeitnehmern in Deutschland arbeiten nach Angaben der IG Metall 215 000 in der Metall- und Elektroindustrie; allein im letzten Jahr habe es hier einen Zuwachs um 25 Prozent gegeben. Nach Einschätzung der Gewerkschaft geht es den Firmen beim Einsatz der Zeitarbeitnehmer nicht um mehr Flexibilität, sondern „um Zusatzprofite auf dem Rücken schlecht bezahlter Leiharbeiter“. Um der Spaltung der Belegschaften zu begegnen, fordert die IG Metall unter anderem „equal pay“, also die identische Bezahlung von Stamm- und Leiharbeitnehmern.

Für Brocker kommt das nicht infrage. Da die Leiharbeiter nicht die gleiche Arbeitsqualität und -produktivität hätten wie die Stammkräfte, sei auch eine geringere Bezahlung gerechtfertigt. Am Vorwurf der IG Metall, wonach Leihkräfte zunehmend Stammarbeitnehmer verdrängen, sei auch nichts dran. Die Betriebe nutzten die Zeitkräfte vielmehr als „flexiblen Personalpuffer“. Deshalb sei im schwankenden Konjunkturverlauf die Zeitarbeit sogar „ein wichtiger Stabilisator der Stammbelegschaften“, meinte Brocker. Weil das Wachstum in diesem Jahr schwächer ausfällt, werde die Metallindustrie Ende des Jahres vermutlich weniger Leiharbeitnehmer beschäftigen als Ende 2007. „Für die Stammbelegschaften unserer Industrie erwarten wir dagegen noch einen gewissen Zuwachs“, sagte Brocker.

Mit Unverständnis kommentierte Brocker die Kündigung des Tarifvertrags zur Altersteilzeit durch die IG Metall. „Das war nicht nötig“, weil es ohnehin eine Verhandlungsverpflichtung gebe. Bis Ende Juni wollen Gesamtmetall und IG Metall tarifpolitisch flankieren, was der Gesetzgeber als Anschlussregelung für die Ende 2009 auslaufende Förderung der Altersteilzeit noch festlegen muss. Nach der Einführung der Rente mit 67 legen die Gewerkschaften allergrößten Wert auf Instrumente, die den Beschäftigten einen vorzeitigen Ruhestand ohne allzu große Rentenabschläge ermöglichen. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) wird vermutlich demnächst Instrumente vorschlagen, die bestimmten Gruppen, die im Job physisch stark beansprucht sind, eine Art Frührente ermöglichen. alf

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