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Athen steht. Diese Taxis blockierten Montag eine Straße zum Parlament. Foto: dpa

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Wirtschaft: Zu Fuß zum Flughafen

Taxifahrer legen zwei Tage Athen lahm

Athen - Wieder einmal ist Griechenlands Hauptstadt im Chaos versunken: Hunderte Taxifahrer blockierten am Montagmorgen die Zufahrtsstraßen zum Athener Flughafen. Auf der Zubringerstraße bildeten sich kilometerlange Staus. Auch am Hafen von Piräus legten protestierende Taxifahrer mit Straßenblockaden den Verkehr lahm. Gegen Mittag weiteten sie ihre Blockaden auf das Stadtzentrum aus, zogen sich am Nachmittag aber teilweise zurück.

Die Fahrer wollen ihre Aktionen am heutigen Dienstag fortsetzen. Sie protestieren mit einem zweitägigen Streik gegen die von der Regierung geplante Deregulierung des Taxigewerbes. Bisher war die Zahl der staatlich vergebenen Taxi- Konzessionen in Griechenland strikt begrenzt. Im ganzen Land gibt es rund 30 000 Lizenzen, etwa 14 000 davon in Athen. Weil seit Jahren keine neuen Zulassungen erteilt wurden, haben die Konzessionen einen hohen Wert: Sie werden auf dem schwarzen Markt für bis zu 200 000 Euro gehandelt. Jetzt will die Regierung das Taxigewerbe öffnen und neue Lizenzen ausgeben. Sie sollen etwa 3000 Euro pro Stück kosten.

Die Deregulierung ist Teil der Öffnung der sogenannten „geschlossenen Berufe“: das sind etwa 160 Tätigkeiten vom Anwalt über den Bäcker bis zum Optiker, Apotheker und Autovermieter, deren Ausübung bisher wie bei mittelalterlichen Zünften strikt reglementiert war. Von der Öffnung dieser Tätigkeiten, zu denen sich Griechenland gegenüber der EU verpflichtet hat, erwarten Fachleute mehr Wettbewerb, bessere Dienstleistungen und niedrigere Preise.

Aber wie viele der bisher von der Konkurrenz abgeschottete Berufszweige wehren sich jetzt auch die Taxibesitzer gegen die Reform. Ausgetragen wird der Konflikt auf dem Rücken der Touristen. Viele verpassten wegen der Blockaden ihre Flüge. Auf der Flughafenautobahn sah man Urlauberfamilien, die in der glühenden Hitze von 35 Grad versuchten, den Flughafen zu Fuß zu erreichen, schwere Koffer im Schlepptau. Auch in Piräus, wo die Fähren zu den Ägäisinseln ablegen, versuchten Reisende verzweifelt, sich mit ihrem Gepäck zu Fuß einen Weg durch das Verkehrschaos zu bahnen, das die Taxifahrer mit ihren Blockaden verursachten. Tausende Passagiere saßen auf mehreren Kreuzfahrtschiffen fest, die in Piräus angelegt hatten. Weil die Straßen blockiert waren, mussten die meisten Landausflüge ausfallen.

Die Proteste der Taxifahrer treffen Griechenland besonders hart, weil das von Schuldenkrise und Rezession geplagte Land gerade jetzt auf Wachstum im Fremdenverkehr hofft. Kultur- und Tourismusminister Pavlos Geroulanos kritisierte: „Es ist nicht die Zeit für solche Aktionen“. Die Blockaden seien „das Schlimmste, was dem Tourismus jetzt zustoßen kann“. Aber weitere Streiks zeichnen sich bereits ab: Von Mittwoch an will die Gewerkschaft der Hafenarbeiter mit einer Blockade der Häfen gegen Rentenkürzungen protestieren.Gerd Höhler

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