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Wirtschaft: Zu wenig Geld für die Top-Stars

Trotz höherer Einnahmen erreichen deutsche Profivereine nicht die spanische und englische Konkurrenz / Studie von Ernst & Young

Berlin - Die deutschen Fußballklubs gehen optimistischer in die neue Saison als vor einem Jahr, können aber bei der Verpflichtung von Superstars nicht mit englischen oder spanischen Vereinen mithalten. Zu diesem Schluss kommen die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young in einer Studie über die Finanzen der deutschen Profiklubs. Danach erwarten fast 90 Prozent der befragten Manager höhere Einnahmen. Doch die Möglichkeiten etwa von Chelsea, Manchester United, Madrid oder Barcelona übersteigen bei weitem das Budget zum Beispiel des deutschen Meisters Bayern München. „Zukünftig werden nur vereinzelt die internationalen Top-Stars der WM 2006 in der Bundesliga zu sehen sein“, sagte Arnd Hovemann von Ernst & Young am Dienstag bei der Präsentation der Umfrage.

Die Finanzlage der deutschen Klubs verbessert sich vor allem wegen höherer Einnahmen durch die Medienverwertung. In der kommenden Saison stehen der Bundesliga mit gut 430 Millionen Euro 130 Millionen Euro mehr zur Verfügung als im Vorjahr; 343 Millionen Euro bekommt die erste Liga, 90 Millionen die zweite. Woanders gibt es deutlich mehr Geld. In der britischen Premier League zum Beispiel betragen die Medieneinnahmen 710 Millionen Euro und in der Saison 2007/08 sogar eine Milliarde Euro.

Allein Chelsea, wohin der frühere Bayern-Spieler Michael Ballack gewechselt ist, hat Einnahmen aus der Medienvermarktung von 48 Millionen Euro zur Verfügung. Bayern München kommt dagegen auf 28 Millionen Euro – wenn der Verein wieder Meister wird. Unterm Strich kassieren die Bayern zwar 73 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch einige europäische Wettbewerber könnten mit den Medieneinnahmen der Münchener wohl bestenfalls ihre Abwehr finanzieren. Zum Beispiel der FC Barcelona. Die Katalanen sind Ernst & Young zufolge der Krösus unter Europas Spitzenklubs. Mit 125 Millionen Euro an Mediengeldern lassen sich Superstars wie Ronaldinho und Deco bezahlen. Den Verantwortlichen beim früheren Europachampion Ajax Amsterdam dürfte das die Tränen in die Augen treiben: Ajax muss mit 6,5 Millionen Euro klarkommen.

Was die deutschen Vereine den ausländischen Wettbewerbern voraus haben, ist die WM-Erfahrung. Die Euphorie des Fußballfestes kann Geld bringen, sofern Vereine „die gute Startposition in der kommenden Saison nutzen und in noch höhere Besucherzahlen und Sponsoringeinnahmen umsetzen“, heißt es bei Ernst & Young. Positive WM-Effekte erwarten sich die Manager – von 36 Bundesligaklubs beteiligten sich 25 an der Umfrage – vor allem aus dem höheren Sponsoreninteresse und „der Bereitschaft der Verbraucher, ein Pay-TV- Abonnement zu kaufen“.

In ihrer letzten Studie vor gut einem Jahr hatte Ernst & Young für eine größere Verbreitung des Pay-TV geworben, um der Bundesliga Finanzquellen zu erschließen. Allein die französischen Profivereine kassieren mehr als 500 Millionen Euro aus dem Pay-TV. Doch vor allem die englischen Klubs und die dezentral vermarkteten spanischen Spitzenvereine „werden uneinholbar davonziehen“, prophezeien die Wirtschaftsprüfer, die auch deutsche Fußballvereine zu ihren Mandaten zählen. Die deutschen Klubs hätten es auch deshalb schwer, weil grundsätzlich die Transferkosten steigen würden.

Ein weiteres Problem sind Steuern und Lohnnebenkosten. Für einen ledigen Spieler ohne Kinder mit einem Jahresnettogehalt von 500 000 Euro muss ein deutscher Verein inklusive Steuern und Sozialversicherungen 913 000 Euro aufbringen, in Frankreich sind es 1,2 Millionen Euro, in Italien eine Millionen und in England 935 000. Deutlich günstiger ist ein Spieler in Spanien oder Holland, sofern dort steuerliche Sonderregeln für ausländische Arbeitnehmer genutzt werden. In Spanien kostet der Spieler dann nur 680 000 Euro und in den Niederlanden 775 000 Euro. „Ein klarer Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Profis“, beschreiben die Wirtschaftsprüfer die Auswirkungen der unterschiedlichen Steuern und Lohnnebenkosten.

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