zum Hauptinhalt
Große Stücke aufs Handwerk. Von Lebensmittelskandalen können die deutschen Fleischbetriebe meist profitieren.

© dpa

Zufriedene Metzger: Fleischskandale sind schnell vergessen

Pferd in der Rinderlasagne, Gammelfleisch im Döner - 14.400 Metzger in Deutschland machen trotzdem ordentliche Geschäfte. In Frankfurt trifft sich die Branche zur Leistungsschau.

Auch im deutschen Fleischerhandwerk geht der Strukturwandel weiter. Der Trend zu größeren Betrieben hält an, im Schnitt hat jede Metzgerei zwei Filialen. Anders, sagt Heinz-Werner Süss, Präsident des Branchenverbandes DFV, seien die Ausgaben für Personal, Maschinen und Technik kaum zu stemmen. Ohne beides geht es nicht: Rund 90 Prozent der angebotenen Produkte stellen die Metzger selbst her. Und liefern dabei nach den Worten von Süss anerkannte Qualität, die sie vom 4. Mai an für fünf Tage auf der weltgrößten und wichtigsten Branchenschau in Frankfurt am Main demonstrieren wollen. 960 Aussteller aus 47 Ländern, gut 400 aus Deutschland, haben sich zur Internationalen Fleisch-Fach-Messe IFFA angemeldet.

Die deutschen Fleischerbetriebe kommen mit einem gutem Gefühl nach Frankfurt. „Mit Skandalen der vergangenen Jahre, ob Pferde- oder Gammelfleisch, haben wir nichts zu tun“, betonte Süss. Entsprechend sichtbar sei der Zulauf in den Geschäften, wenn wieder einmal ein Skandal aufgedeckt werde. Zum anderen stehen die 14 400 Betriebe mit weiteren 9800 Filialen und 5000 mobilen Verkaufsständen gut da. Im Schnitt beziffert Süss die Umsatzrendite auf etwa fünf Prozent. Etwa 16,6 Milliarden Euro, ein Plus von rund 1,5 Prozent, wurden 2012 umgesetzt, pro Betrieb mit jeweils etwa zehn Beschäftigten waren dies im Schnitt 1,1 Millionen Euro.

Süss kritisierte indirekt die Verbraucher. Sechs Wochen nach Aufdeckung von Skandalen dominiere meist doch wieder der Blick aufs Preisschild, und sie kauften Wurst und Fleisch wieder beim Discounter, ohne sich um Herkunft und Qualität der Produkte wirklich Gedanken zu machen. Für die Fleischerbetriebe sei deshalb wichtig, die Herkunft ihres Fleisches zu deklarieren und darauf zu verweisen, dass es von regional ansässigen Landwirten, Züchtern und Mästern stamme. „So sichern wir am besten, was von Tier- und Verbraucherschützern und der Politik gefordert wird: Kurze Wege, kurze Lieferketten und leichte Nachvollziehbarkeit der Herkunft.“

Mindestens ebenso wichtig wie für das Fleischer-Handwerk ist die IFFA für die deutschen Maschinenbauer. 2012 verkauften sie Maschinen für die Fleischwirtschaft im Wert von 845 Millionen Euro. 75 Prozent der Maschinen geht in den Export, sagte Berthold Gassmann, Vorsitzender des Fachverbandes beim Maschinenbau-Verband VDMA. Weltweit sei Deutschland der wichtigste Hersteller und Exporteur. Jede dritte Maschine für die Fleischwirtschaft stamme von deutschen Firmen. Die Wachstumschancen sind Gassmann zufolge beträchtlich. „Der Fleischkonsum in den Schwellenländern steigt weiter.“ In Brasilien etwa von derzeit 99 Kilogramm auf 120 Kilo pro Kopf und Jahr in 2017, in Russland von 45 auf 55 Kilogramm oder in China von 60 auf fast 68 Kilo. In Deutschland soll es dagegen nur von 49 auf 52 Kilo nach oben gehen.

Frankfurts Messe-Chef Wolfgang Marzin ist sich sicher, dass die im Vergleich zur letzten IFFA 2010 um sechs Prozent auf ein neues Rekordvolumen vergrößerte Ausstellungsfläche wieder ein Erfolg wird. „Hier zeigt sich schließlich hervorragendes Handwerk gepaart mit hervorragenden Maschinenbauern.“ Vom 4. bis 9. Mai öffnet die IFFA ihre Pforten, allerdings nur für Fachbesucher.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false