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Bagger und Arbeiter in orangefarbenen Schutzanzügen stehen auf den Schienen der gesperrten Bahntrasse

© dpa

Zugverkehr: Bahn-Schnellstrecke nach Westen ab November wieder offen

Bald keine längeren Fahrzeiten mehr: Ab November rollen ICEs zwischen Berlin und Hannover wieder in Normalgeschwindigkeit. Bis dahin sollen alle Reparaturen abgeschlossen sein.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Ulrich Homburg und Volker Kefer haben merklich Freude an diesem Termin. Immer neue Worte finden die zwei Bahn-Vorstände für ihre Botschaft, am Dienstagmittag im Bahntower in Berlin-Mitte. „Das volle Angebot, volle Geschwindigkeit.“ – „Sämtliche Verzögerungen aufgehoben.“ – „Der Zugverkehr rollt wieder nach Normalplan.“ – „Leistung in gewohnter Qualität.“ Diesmal kann die Deutsche Bahn gleich doppelt positiv überraschen. Ab dem 4. November will sie die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hannover und Berlin wieder in Betrieb nehmen. Demnach wären die Reparaturarbeiten infolge des Hochwassers früher abgeschlossen als angekündigt. Und sie kosten auch weniger. Einen Gesamtschaden von 150 Millionen Euro habe man dem Bund gemeldet, erklärte Personalvorstand Ulrich Homburg. Zuvor war von bis zu einer halben Milliarde Euro die Rede gewesen.

Sämtliche ICE-Verbindungen, die über den Abschnitt führen, wie Berlin-Köln, Berlin-Frankfurt oder Berlin-München, sollen dann wieder in regulärer Taktung und Dauer abgewickelt werden. Die 30- bis 50-minütigen Fahrzeitverlängerungen, die Reisende aktuell wegen Umleitungen in Kauf nehmen müssen, sind dann passé. Ein Viertel aller Fernverkehrsfahrten und Passagiere deutschlandweit ist davon betroffen. Das künftige Zug-Angebot soll ab dem 1. Oktober im Internet abrufbar sein – Kunden, die bereits Tickets für Fahrten nach dem 4. November gekauft haben, die über Ausweichstrecken führen, können diese bis zum 15. Oktober kostenlos umbuchen oder stornieren. Die ICEs halten dann auch nicht mehr in Magdeburg und Stendal.

Kaum Schäden an den Oberleitungen

Die Trasse zwischen Stendal und Rathenow war seit dem 10. Juni unbefahrbar, nachdem sie infolge eines Dammbruchs nahe Schönhausen auf fünf Kilometer Länge komplett überflutet worden war. Die Schäden seien aber nicht so groß wie befürchtet, sagte Kefer, der bei der Bahn den Bereich Infrastruktur verantwortet. Was ungünstig klingt, war für das Unternehmen ein Glück: Das Wasser stand länger als erwartet, auch nach Monaten war das Gleisbett noch durchnässt. Dank der geringen Abfließgeschwindigkeit habe es aber kaum Auswaschungen gegeben, kaum Unterspülungen und Hohlräume im Betonfundament, sagte Kefer.
Auch an den Oberleitungen wurde offenbar nur wenig zerstört. Für deren Sanierung hatte der Konzern die meisten Kosten veranschlagt. Stattdessen wurde in den vergangenen Wochen und Monaten gereinigt, stellenweise mussten Kabel ausgetauscht und Weichen erneuert werden. 300 Mitarbeiter waren im Einsatz.

Bis Ende Oktober will die Bahn nun letzte Kleinigkeiten beheben und Probefahrten machen. Und dann hat der Konzern noch drei Tage Puffer eingebaut. Zur Sicherheit soll der Abschnitt überdies auch nach dem 4. November noch ein volles Jahr lang überwacht werden.

Kein weiterer Flut-Schutz in Planung

Vorkehrungen zum Schutz gegen das nächste Jahrhunderthochwasser indes will die Bahn nicht treffen. „Die Situation ist eingetreten, weil anderswo ein Damm eingebrochen ist, der eigentlich hätte halten sollen“, erklärte Homburger am Dienstag. „Wir sehen keine Notwendigkeit, eigene Maßnahmen zu ergreifen.“

Das zeugt von erstaunlicher Gelassenheit, wenn man bedenkt, welchen Umsatzeinbruch das Unternehmen eigenen Angaben zufolge wegen des Hochwassers hinnehmen musste. 80 Millionen Euro – die der Konzern, anders als das Geld für die Instandsetzungsmaßnahmen, wohl kaum vom Bund erstattet bekommen wird.

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