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Zu sehr unter Strom. Die Berliner Wirtschaft wünscht sich einen breiteren Fokus in der Diskussion um die Energiewende.

©  Julian Stratenschulte/dpa

Zukunft der Energie: „Mehr Markt, weniger Regulierung“

Unternehmer-Präsident Frank Büchner über Mängel der Energiewende und nötige Veränderungen.

Herr Büchner, es gibt viel Kritik für die Bundesregierung: Die Elektromobilität wurde verschlafen, die Digitalisierung kommt sehr schleppend voran, die Energiewende läuft nicht rund...

Wenn man die Energiewende in Deutschland als Generationenaufgabe sieht, dann denke ich, dass wir noch einiges zu tun haben. Es läuft längst nicht alles perfekt.

Eigentlich haben wir doch alles an notwendiger Technik: von der Digitalisierung über Smart Grids bis hin zu Smart Homes. Woran liegt es denn, dass so wenig davon den Markt durchdringt?

Sicherlich daran, dass Investitionsunsicherheit besteht, weil noch niemand wirklich weiß, was Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende bedeuten. Somit fehlen auch zielgerichtete Anreize.

Ihr Vorschlag zur Verbesserung der Situation?

Bisher konzentriert sich die Energiewende ausschließlich auf den Strom. Die wichtigen Felder Wärme und Mobilität und deren Verknüpfung, die sogenannte Sektorkopplung, werden vernachlässigt. Erst im Dreiklang der drei Bereiche wird man von einer erfolgreichen Klima- und Energiewende sprechen können.

In einem UVB-Papier steht, dass es weiterhin einen Mix aus erneuerbaren und konventionellen Energien geben muss …

... wenn wir 2050 das Ziel von 80 Prozent …

… oder auch 95 Prozent …

… oder auch bis zu 95 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen wollen, dann haben wir immer noch fünf oder auch zwanzig Prozent, die aus konventionellen Quellen stammen müssen. Ich denke da vor allem an dezentrale, mit Gas betriebene Blockheizkraftwerke. Aber auf dem Weg dorthin wird für eine stabile und bezahlbare Energieversorgung auch eine effizient arbeitende Kohleverstromung notwendig sein.

Frank Büchner ist Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg.
Frank Büchner ist Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg.

© Thilo Rückeis

Beim UVB ist auch zu lesen, dass man eine „ausgewogene Umweltpolitik, die erreichbare Ziele setzt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichert“ benötigt. Mit ähnlichen Worten ist der US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen …

Das heißt nicht, dass wir vergleichbare Schlussfolgerungen ziehen. Klimaschutz ist wichtig, genauso wie bezahlbare Energie für die Unternehmen. Dabei bleiben wir. Wir halten uns dabei an die vom BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie, Anm. d. Red.) erarbeitete Empfehlung, und die steht im Einklang mit dem Klimaschutzabkommen.

Trump will die heimische Industrie schützen, was ja auch Ihre Aufgabe ist …

Natürlich ist das meine Aufgabe als UVB-Präsident. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht hinter Klimaschutzzielen stehen würde.

Und was machen Sie bei Siemens als großer Energieverbraucher, um klimapolitische Ziele zu erreichen?

Wir haben unseren Verbrauch in den verschiedenen Berliner Werken analysiert und dabei definiert, welche Verbrauchslasten verschoben werden können, ohne dass Kernprozesse der Produktion gestört werden. Daran arbeiten wir innerhalb des WindNode-Projektes, bei dem wir ja als Antragsteller dabei waren.

Wie viel Geld nimmt ein Weltkonzern wie Siemens dabei in die Hand?

Unser Einsatz bei WindNode wird mit einem Drittel der Kosten gefördert, zwei Drittel bezahlen wir aus eigener Kasse, was wir gerne tun, um neue Dinge anzuschieben.

Was erwarten Sie sich von der neuen Bundesregierung auf dem energiepolitischen Feld?

Sicher müssen die Sektorkopplung und damit der Wärmemarkt sowie die Mobilität stärker ins Auge gefasst werden. Der Einsatz von Strom wird wegen der steigenden Mengen aus erneuerbaren Quellen wichtiger, um die Umwelt zu entlasten. Zudem geht es jetzt darum, die Digitalisierung und die Energie- und Klimawende zusammen zu denken. Nur so werden wir die zunehmende Komplexität beherrschen. Mein genereller Wunsch ist – vor allem mit Blick auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz: Mehr Markt und weniger Regulierung.

Frank Büchner ist Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und leitet bei Siemens die Division Energy Management. Mit ihm sprach Helmut Sendner, Herausgeber des Fachmagazins "Energie & Management".

Helmut Sendner

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