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Wirtschaft: Zukunft des Kirch-Senders DF1 weiter offen

MÜNCHEN .Die junge Geschichte des digitalen Fernsehens in Deutschland ist reich an überraschenden Wendungen.

MÜNCHEN .Die junge Geschichte des digitalen Fernsehens in Deutschland ist reich an überraschenden Wendungen.Wenn die Firmengruppe des Medienkaufmanns Leo Kirch ihre jüngsten Ankündigungen ernst meint, könnte ein schon beendet geglaubtes Kapitel nun doch fortgeschrieben werden.Denn Kirch-Manager Gottfried Zmeck hat das zuletzt unausweichlich scheinende Ende des digitalen Senders DF1 plötzlich wieder in Frage gestellt."Wir machen weiter - ohne Frist und Vorbehalt", sagt der DF1-Chef neuerdings.Bis ins Jahr 1999 hinein würden die Geschäftspläne reichen.

Ein definitives Bekenntnis zum Kirch-Sender kommt Zmeck aber nicht über die Lippen.Er hält es vielmehr "für sehr wahrscheinlich", daß Abonnenten dessen digitales Angebot noch im Jahr 2000 sehen.Das könnte allerdings auch der Fall sein, wenn die laufenden Gespräche zwischen Kirch und Bertelsmann über die Zukunft des gemeinsamen Hamburger Bezahlsenders "Premiere" erfolgreich beendet werden.Denn beide Parteien haben nach dem jüngsten Veto aus Brüssel zur Fusion Premiere/DF1 bekundet, Premiere als künftige Plattform für Digital-TV nutzen zu wollen.Wenn der Wille da ist, sollten die Verhandlungspartner einen kartellrechtlich gangbaren Weg finden, die Kunden und das Programm von DF1 bei Premiere unterzubringen, schätzen Branchenkenner.Zmeck sieht das zumindest offiziell anders.Für ihn ist der Fortbestand von DF1 in erster Linie von dessen Markterfolg abhängig und nicht von Gesprächen zwischen Bertelsmann und Kirch.Auch dann stehen die Papiere für den Kirch-Sender aber schlecht.Denn 1,1 Mrd.DM Verlust hat er Kirch bereits gebracht.Eine weitere siebenstellige Summe kostet DF1 täglich, heißt es bei Kirch.Zmeck ficht das nicht an.

"Die Einstellung von DF1 steht nicht auf der Tagesordung," verkündet er.Das glaubt nicht jeder.Bei Bertelsmann wertet man das Bekenntnis zu DF1 jedenfalls als bloße Drohgebärde.Damit wolle Kirch die zähen Gespräche zu Premiere beeinflussen.An einen langes DF1-Leben glauben die Gütersloher nicht.Ein strategischer Wert von DF1 ist dennoch nicht von der Hand zu weisen.Denn die Zukunft von Premiere entscheidet sich nicht nur in den Gesprächen zwischen den beiden Medienkonzernen.Eine Grundlage der Pläne ist die Aufstockung der Premiere-Anteile Kirchs und Bertelsmanns auf je 50 Prozent.Das Votum der Kartellbehörden dazu steht noch aus, wobei offen ist, ob es in Berlin oder Brüssel fällt.Bundeskartellamtschef Dieter Wolf hat widerholt durchblicken lassen, daß er eine Aufteilung von Premiere sehr skeptisch sieht.Falls die Kartellwächter auch die derzeit entstehenden Premiere-Pläne von Kirch und Bertelsmann untersagen, könnte das den Wert von DF1 in ein neues Licht rücken.Für ein Stück Klarheit könnte im Herbst das Bundeskartellamt sorgen, falls Brüssel sich nicht doch noch für zuständig erklärt.Denn Anfang Oktober läuft in Berlin die Prüffrist in Sachen Premiere ab.

THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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