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Wirtschaft: Zum Abschied rote Zahlen

Josef Ackermanns letzte Bilanz fällt mager aus. Analysten zeigen sich enttäuscht.

Frankfurt am Main – Josef Ackermann hinterlässt seinen beiden Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen ein bestelltes Haus, auch wenn der Gewinn im vergangenen Jahr bei weitem nicht den Vorstellungen des Noch-Deutsche Bank- Chefs entspricht. Mit einem Vorsteuergewinn von 5,4 Milliarden Euro blieben 2011 zwar 1,4 Milliarden mehr übrig als ein Jahr zuvor. Aber vom einst angepeilten Gewinnziel von zehn Milliarden Euro ist die Bank weit entfernt.

Gebremst wurde die Entwicklung von der Schulden- und Finanzkrise, die vor allem das Investmentbanking traf. Im letzten Vierteljahr verbuchte die vom indischstämmigen Briten Jain geführte Sparte sogar einen Verlust von 422 Millionen Euro, was der Bank insgesamt ein Minus von gut 350 Millionen Euro bescherte. Die Börse reagierte enttäuscht: Aktien der Deutschen Bank waren mit einem Minus 0,4 Prozent einer der größten Verlierer im Dax.

Jain, der Ende Mai nach der Hauptversammlung zusammen mit Fitschen die Führung der Bank übernimmt, ist trotzdem bester Laune, als er am Donnerstag durch eine Seitentür den Hermann-Josef-Abs-Saal in Frankfurt betritt. Grauer Mantel, hellgrauer Schal, in der rechten Hand einen schwarzen Rucksack, lächelt der 48-Jährige in rund 30 Fotoapparate und Fernsehkameras und verschwindet im Seitentrakt, bevor er fünf Minuten später mit den Vorstandskollegen das Podium betritt – im lockeren Gespräch mit Fitschen. Drei Stühle rechts von Ackermann nimmt Jain zwischen Hugo Bänziger und Pierre de Weck Platz, lächelt noch einmal in die Kameras. Und schweigt erst einmal.

Denn noch hat Ackermann das Sagen. Und dies macht dem fast 64-Jährigen Schweizer – am 7. Februar hat er Geburtstag – bei seiner zehnten und letzten Jahrespressekonferenz durchaus Spaß. Ohne Sonderbelastungen liege der Vorsteuergewinn bei fast acht Milliarden Euro. „Damit sind wir gar nicht so weit entfernt von unserem ehrgeizigen ursprünglichen Ziel. Das zeigt das Gewinnpotenzial der Deutschen Bank.“ Im Wettbewerbsumfeld könne sich das Institut mit einem Nettogewinn von 4,3 Milliarden nach 2,9 Milliarden Euro im Vorjahr „sehr gut sehen lassen“. Analysten freilich sind enttäuscht, sie hatten im Schnitt fast 1,5 Milliarden Euro mehr erwartet.

„Die Zahlen sind nicht so gut: Das Ergebnis ist eine Katastrophe“, sagte Dirk Becker von Kepler. Immerhin wolle die Bank eine Dividende zahlen. „Das ist gut und war nicht unbedingt zu erwarten. „Niemand hat erwartet, dass das vierte Quartal gut wird. Zudem wurden einige Sonderbelastungen in das Quartal gepackt“, sagte Konrad Becker von Merck Finck. „Da wurde vorsichtig bilanziert.“ Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die Deutsche Bank im ersten und zweiten Quartal 2012 im Investmentbanking zu den Ergebnissen der Vorjahre zurückkehren werde.

Ackermann hat 2011 zumindest ein Ziel erreicht: Das klassische Bankgeschäft mit Privat- und Geschäftskunden wurde weiter gestärkt und erzielte mit 3,7 Milliarden Euro sogar ein Rekordergebnis. Damit steuerte der Bereich 56 Prozent zum Gesamtergebnis bei und erwirtschaftete erstmals seit langem mehr als die Investmentbank. Ackermann schreibt den Erfolg vor allem auch der erfolgreichen Integration der Postbank zu.

Die von Jain gesteuerte Investmentbank musste sich mit 2,9 Milliarden Euro begnügen, was Ackermann allerdings nicht seinem Kollegen, sondern vor allem dem Marktumfeld anlastet. „Das zweite Halbjahr war ohne Zweifel enttäuschend“, räumt der künftige Ko-Chef ein, dem Ackermann nach gut einer Stunde erstmals das Wort erteilt. Jain, der derzeit Deutsch lernt, aber sich mit Knopf im rechten Ohr den Verlauf der Pressekonferenz übersetzen lässt und auf Englisch antwortet, sieht seinen Bereich trotzdem sehr gut aufgestellt. Einschnitte auch beim Personal werde es nicht geben. „Ich bin kein Freund von aggressivem Personalaufbau und dann wieder schnellem Abbau.“ Im Schnitt, lässt er anschließend in kleiner Runde durchblicken, sollte das Investmentbanking etwa 60 Prozent zum Gewinn der Bank beisteuern.

Während die Aktionäre für 2011 wieder mit einer Dividende von 75 Eurocent rechnen können, müssen sich die Mitarbeiter mit Blick auf Bonuszahlungen bescheiden. Der dafür vorgesehene Pool sei um fast 20 Prozent gekürzt worden, sagt Ackermann. Außerdem wird ein geringerer Teil der Boni künftig bar ausgezahlt. mit rtr

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