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Wirtschaft: Zum Aufschwung reicht es nicht

Forschungsinstitute senken Wachstumsprognosen für 2004 – allein der Export stützt die deutsche Wirtschaft

DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT IN DER KRISE

Berlin / Frankfurt (Main) (brö/ro). Die deutsche Wirtschaft kommt nicht aus der Flaute: In den ersten drei Monaten des Jahres werde das Wachstum nur bei 0,1 Prozent liegen, prognostizierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin am Mittwoch. Bislang hatte das DIW ein Plus von 0,4 Prozent angepeilt. Auch andere Fachleute sahen den erhofften Aufschwung in Gefahr. Weiterhin mäßige Erwartungen der Elektroindustrie bestätigten dieses Bild. Allein der Export der deutschen Wirtschaft legte zu Jahresanfang kräftig zu – trotz des hohen Wechselkurses des Dollar zum Euro.

Nach einer drei Jahre währenden Stagnation der Wirtschaft hatten Ökonomen für 2004 wieder Wachstum prognostiziert. Offensichtlich waren diese Hoffnungen verfrüht. „Die Konjunktur scheint nicht am Beginn einer spürbaren Erholung zu stehen, zumal auch die Steuerreform keine wesentlichen Impulse liefert“, schreibt das DIW in seinem neuen Wochenbericht. Vor kurzem hatten bereits das Institut für Wirtschaftsforschung Halle und das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv ihre Vorhersagen reduziert.

Allein Impulse von der Außenwirtschaft stützten derzeit die Lage, erklärte das DIW. Dagegen zeigten die jüngsten Daten zum Auftragseingang und zur Industrieproduktion einen schwachen Start in das neue Jahr. „Nur stotternd löst sich die Wirtschaft aus der Stagnation“, urteilen die Ökonomen. Belastend sei auch die Situation in der Bauwirtschaft – die Produktion der Branche belaste mit einem Minus von sieben Prozent das produzierende Gewerbe. „Insgesamt deuten die Indikatoren auf keine nachhaltige Beschleunigung hin“, lautet der Ausblick des DIW.

Bundesbank-Präsident Ernst Welteke sprach in Berlin von einer „sehr schwachen positiven Aufwärtsentwicklung“. Auch andere Institute prüfen eine Senkung ihrer Prognose. „Ich schließe nicht aus, dass das Wachstum um ein paar Zehntel Prozentpunkte geringer ausfallen wird“, sagte Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, dem Tagesspiegel. Bislang geht das RWI von einem Plus von 1,8 Prozent aus. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht die Lage noch dramatischer. „Unsere Prognose von Eindreiviertel Prozent Wachstum ist nicht mehr zu halten“, sagte Michael Grömling, Chefvolkswirt des Instituts. „Bislang ist der Aufschwung allein Wunschdenken. Wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche zu Jahresanfang sei eher damit zu rechnen, dass das Bruttoinlandsprodukt nur um anderthalb Prozent wachse. Die aktuelle Wirtschaftslage zeige bedrohliche Parallelen zur Stagnationsphase der vergangenen drei Jahre. „Offenbar wirkt die Steuerreform nicht, weil die Leute kein Vertrauen in den Aufschwung haben“, befand Grömling.

Die Vorhersage der Elektro- und Elektronik-Industrie liegt dabei im Trend. Man werde auch 2004 nicht aus dem Tal kommen, allein aufgrund erhöhter Ausfuhren werde sich die Lage leicht verbessern, sagte Dietmar Harting, Präsident des Branchenverbandes ZVEI, in Frankfurt (Main). Das Umsatzplus von zwei Prozent werde nicht ausreichen, den Jobabbau zu stoppen. Nachdem bereits 2003 rund 23000 Stellen gestrichen wurden, werden nach Einschätzung Hartings 2004 noch einmal 10000 der derzeit noch 819000 Arbeitsplätze hier zu Lande wegfallen.

Einziger Lichtblick ist derzeit der Export. Trotz der seit Wochen anhaltenden Euro-Aufwertung legten die Ausfuhren im Januar saisonbereinigt um sechs Prozent gegenüber Dezember 2003 zu, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Import stieg indes nur um drei Prozent, die Außenhandelsbilanz lag mithin bei einem Überschuss von 12,3 Milliarden Euro.

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