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Wirtschaft: Zweckbündnis gegen Stellenabbau bei Conti Gewerkschaften attackieren Vorstandschef

Berlin Mit einer ungewöhnlichen Allianz haben Arbeitnehmervertreter am Donnerstag gegen die Standortpolitik des Autozulieferers Continental protestiert. IG Metall und IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), die sich normalerweise nicht sonderlich grün sind, demonstrierten anlässlich der Conti-HV gemeinsam gegen den Vorstand.

Berlin Mit einer ungewöhnlichen Allianz haben Arbeitnehmervertreter am Donnerstag gegen die Standortpolitik des Autozulieferers Continental protestiert. IG Metall und IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), die sich normalerweise nicht sonderlich grün sind, demonstrierten anlässlich der Conti-HV gemeinsam gegen den Vorstand. Nach Angaben der Gewerkschaften hat Conti zahlreiche Standorte geschlossen und in Billiglohnländer verlagert. Bislang seien dabei 3000 Arbeitsplätze verloren gegangen, die Streichung weiterer 2500 Stellen sei geplant. Ein Conti-Sprecher sagte dazu auf Anfrage, die Zahlen der Gewerkschaften seien „absolut nicht nachvollziehbar“. Derzeit verhandeln die Parteien einen Interessenausgleich und Sozialplan für ein Werk mit 850 Mitarbeitern in Hamburg, das geschlossen wird.

Vorstandschef Manfred Wennemer sagte zu den Aktionären, er nehme die Proteste gelassen zur Kenntnis, „weil die falschen Argumente und Parolen durch ständiges Wiederholen nicht zur Wahrheit werden“. Er betonte die Notwendigkeit von Kostensenkungen, „um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“. Den Lieferanten der Autohersteller, also auch Conti, würden jährlich Preisnachlässe von drei bis fünf Prozent abverlangt. Zur Senkung der Arbeitskosten fordert Wennemer die „Einführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich“. Von den weltweit 81000 Conti-Beschäftigten arbeiten gut 30000 in Deutschland, und zwar 37,5 Stunden, sofern sie unter den Chemietarif fallen, oder 35 Stunden nach Metalltarif. Im vergangenen Jahr hatte Conti mit gut einer Milliarde Euro ein Rekordergebnis in der 134-jährigen Unternehmensgeschichte erreicht. Unter den 30-Dax-Firmen war Conti 2004 das Unternehmen mit dem stärksten Aktienkursanstieg.

Vor diesem Hintergrund kritisierten die Gewerkschaften Conti als „Beispiel eines Unternehmens, das einseitig auf Profitmaximierung setzt“. Der Wert der Aktie dürfte nicht höher im Kurs stehen „als der Wert des Menschen“, mahnte der niedersächsische IG-Metall-Chef Hartmut Meine. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Conti, Bärbel Bruns, bezeichnete es als „nicht vertretbar, dass Continental reihenweise Produktionsstandorte schließt, ohne eine wirtschaftliche Notwendigkeit plausibel nachzuweisen oder Alternativen zu prüfen“. alf

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