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Wirtschaft: Zwei Tage mehr für den Verkauf der Kirch-Media Investmentbank gibt interessierten Investoren neue Frist

München (nad). Das Bieterverfahren für die insolvente Kirch-Media verzögert sich weiter: Das Medienunternehmen hat den für diesen Dienstag anvisierten Abgabetermin für die verbindlichen Kaufangebote auf Donnerstag verschoben.

München (nad). Das Bieterverfahren für die insolvente Kirch-Media verzögert sich weiter: Das Medienunternehmen hat den für diesen Dienstag anvisierten Abgabetermin für die verbindlichen Kaufangebote auf Donnerstag verschoben. Die Investmentbank UBS Warburg, die das Bieterverfahren betreut, habe sich „aus verfahrenstechnischen Gründen“ zu diesem Schritt entschlossen, sagte ein Kirch-Media-Sprecher am Montag. Nähere Angaben machte er nicht.

Bereits seit längerem war darüber spekuliert worden, dass die Frist verlängert werden könnte, da der Bieterwettbewerb eher schleppend verläuft. Kirch-Media mit seiner profitablen Sendergruppe ProSiebenSat1, der Filmbibliothek, dem Sportrechtehandel und dem Sportsender DSF sucht schon seit Monaten nach einem Käufer. Ursprünglich hatte die neue Kirch-Media-Geschäftsführung bis Anfang September endgültige Investoren präsentieren wollen. Doch auch kurz vor dem Ablauf der Angebotsfrist ist noch kein Ergebnis abzusehen; der Bieterwettbewerb ist weiterhin in vollem Gange.

Dabei werden immer mehr Interessenten bekannt, die die insolvente Gesellschaft – entgegen dem Willen der Geschäftsführung – nur in Teilen übernehmen wollen. Dem Vernehmen nach will die Anschutz Group des US-Milliardärs Philip Anschutz das zu Kirch-Media gehörende Deutsche Sportfernsehen DSF und das Online-Portal Sport 1 kaufen. Ein Anteil von 25,1 Prozent solle dabei an das Medienunternehmen EM.TV gehen. EM.TV hatte bereits in der vergangenen Woche bestätigt, für den Fall einer Zerschlagung von Kirch-Media eine Minderheitsbeteiligung an DSF zu prüfen. EM.TV-Unternehmensvorstand Rainer Hüther war früher Geschäftsführer beim DSF.

Sport- und Fernseh-Geschäft begehrt

Für den Sport-Anteil von Kirch-Media interessiert sich auch die schweizerische Kirch Sport AG. Das Management um den gescheiterten Medienunternehmer Leo Kirch und den früheren Fußball-Nationalspieler Günter Netzer will ein Management-Buy-out für den Sportrechtehandel wagen, also das eigene Unternehmen zurückkaufen. Kirch Sport will dem Vernehmen nach ein verbindliches Angebot in Höhe von 273 bis 341 Millionen Euro abgeben. Kirch Sport besitzt die Fernsehrechte für die Fußball-WM 2006.

Die meisten Interessenten scharen sich aber um das Herzstück von Kirch-Media, die 52,5-prozentige Beteiligung an der Sendergruppe ProSiebenSat1Media. Die französische Senderfamilie TF1, die vor einigen Wochen ein vorläufiges Gesamtangebot zusammen mit US-Milliardär Haim Saban abgegeben hatte, hat mittlerweile bekundet, hauptsächlich an Pro Sieben Sat 1 interessiert zu sein. Allerdings wollen die Franzosen nicht mehr als 400 bis 450 Millionen Euro dafür bezahlen. TF1 sei nur bereit, zu einem sehr guten Preis zu kaufen, sagte TF1-Chef Patrick Le Lay in der vergangenen Woche.

ProSiebenSat1 als Lockvogel

Interesse an der alleinigen Übernahme von ProSiebenSat1 hat auch der italienische Medienkonzern Mediaset von Regierungschef Silvio Berlusconi. Konkurrenz könnten TF1 und Mediaset auch von ProSiebenSat1 selbst bekommen: Vorstandschef Urs Rohner soll ein Management-Buy-out planen. Geldgeber soll Rohner auch schon gefunden haben: die Citibank und US-Investor Kohlberg Kravis Roberts.

Kirch-Media-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray wollen unterdessen weiter versuchen, das Kerngeschäft als Ganzes zu veräußern. Sie räumten aber ein, dass auch der Verkauf einzelner Bestandteile denkbar sei, falls sich kein passender Käufer für das Gesamtpaket finde. Dabei könnte Pro Sieben Sat 1 als Lockvogel dienen. Dem Käufer der Sendergruppe soll die Möglichkeit gegeben werden, über eine Kapitalerhöhung weitere Bereiche des Mutterkonzerns zu erwerben.

Für die Übernahme von Kirch-Media als Ganzes sind nur noch drei Bieter im Rennen. Das höchste Gebot soll mit 2,6 Milliarden Euro der US-Medienunternehmer Haim Saban zusammen mit TF1 abgegeben haben. Ein Konsortium um die Kirch-Media-Altgesellschafter (Lehman Brothers, Kingdom Holding des saudischen Prinzen Al Walid und Rewe) soll 2,5 Milliarden Euro geboten haben. Auch ein Konsortium aus Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia ist mit 2,3 Milliarden Euro mit von der Partie. Die Bietergruppe aus Springer und Bauer Verlag sowie der Hypo-Vereinsbank oder der US-Konzern Viacom können ihre Gebote nachbessern und wieder in den Kreis möglicher Investoren aufgenommen werden.

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