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Wirtschaft: Zwickel wehrt sich gegen Untreue-Vorwürfe

Berlin (brö/mot/HB). In der Affäre um millionenschwere Abfindungen für Ex-Manager des Mannesmann-Konzerns hat IG Metall-Chef Klaus Zwickel die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft scharf angegriffen.

Berlin (brö/mot/HB). In der Affäre um millionenschwere Abfindungen für Ex-Manager des Mannesmann-Konzerns hat IG Metall-Chef Klaus Zwickel die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft scharf angegriffen. Eine Anklage wegen Untreue entbehre jeder Grundlage, ließ er über seine Anwälte erklären. Die Justiz will frühere Manager und Aufsichtsräte des Telekommunikations-Konzerns wegen Untreue anklagen. Neben Zwickel ist Deutsche Bank-Chef Joseph Ackermann beschuldigt. Unterdessen wurden gegen Klaus Lederer, Ex-Chef des insolventen Anlagenbauers Babcock-Borsig, Vorwürfe laut, er habe sich unrechtmäßig bereichert.

„Frühestens im Spätsommer“ will die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Manager und frühere Aufsichtsräte eröffnen. Im Visier hat die Justiz auch den früheren Mannesmann-Chef Klaus Esser und Vodafone-Konzernlenker Chris Gent. Außerdem werde gegen den Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk und den früheren Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, Jürgen Ladberg, ermittelt, sagte eine Justizsprecherin.

Im Februar 2000 war eine wochenlange Übernahmeschlacht zwischen dem britischen Vodafone-Konzern und der deutschen Mannesmann AG zu Ende gegangen. In Düsseldorfer Justizkreisen hieß es, unmittelbar nach der Übernahme durch Vodafone habe es Abfindungszahlungen von 200 Millionen Mark (rund 103 Millionen Euro) zu Lasten von Mannesmann gegeben. Allein Ex-Chef Esser soll 60 Millionen Mark erhalten haben. Zudem habe Essers Team 31 Millionen Mark erhalten, zudem bekamen auch längst ausgeschiedene Mannesmann-Manager Prämien.

Die Zahlungen genehmigt hatte ein vierköpfiges Gremium des Aufsichtsrates, dem auch Zwickel und Ackermann angehörten. Zwickel hatte sich bei der Abstimmung enthalten. Die Staatsanwälte vermuten, dass der Aufsichtsratsausschuss den Begünstigten einen Vorteil verschaffen wollte. Hintergrund: Die Ex-Manager fürchteten nach der Übernahme durch Vodafone um die ihnen zustehenden Gewinnbeteiligungen. Zwickel selbst hatte im August 2001 eingeräumt, mit seiner Enthaltung Fehler gemacht zu haben. Er hatte die Maßnahme lediglich „zur Kenntnis genommen“, was ihm die Justiz nun als Untreue auslegt. Unmittelbar nach der Übernahme hatte der Gewerkschafts-Chef die Zahlungen noch „unanständig hoch und für einen Arbeitnehmer nicht nachvollziehbar“ genannt. Zurücktreten werde Zwickel aber nicht, sagte sein Sprecher am Mittwoch.

Zwickels Anwalt Rainer Hamm erklärte in Frankfurt (Main), die Absicht der Staatsanwaltschaft, Anklage zu erheben, scheine „unumstößlich". Die Vorwürfe gegen seinen Mandanten entbehrten indes jeder Grundlage. Hamm sagte, die Staatsanwälte seien bei ihren Ermittlungen voreingenommen und müssten abgelöst werden. Zwickels Stimmenthaltung bei der Beschlussfassung als Beitrag zu einer Schädigung des Mannesmann-Vermögens zu werten, sei eine „böswillige Verdrehung der Tatsachen“. Der Leiter der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Hans-Reinhard Henke, sagte, für eine Ablösung der Ermittler gebe es keinen Anlass.

Die mögliche Anklage gegen die Aufsichtsräte wird die Corporate-Governance-Diskussion in der Bundesrepublik neu entfachen. Die Genehmigung der Millionen-Abfindungen werden im November auch die damit befasste Regierungskommission beschäftigen. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, kündigte im Gespräch mit dem Tagesspiegel an, einen Vorstoß zur Kappung der Vorstandsvergütungen zu starten.

Unterdessen berichtete das Magazin „Capital“, der Ex-Babcock-Chef Klaus Lederer habe private Renovierungsarbeiten an seiner Villa über das Unternehmen abgerechnet. Die Handwerkerrechnungen seien über die Kostenstelle des Vorstandsvorsitzenden abgerechnet worden. Ein Sprecher Lederers wies dies zurück und sagte, Lederer habe alle Rechnungen aus eigener Tasche bezahlt.

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