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Wirtschaft: Zwischen Markt und Macht

Mario Monti hat man schon vieles vorgeworfen, doch eine Anschuldigung, für die wir nie viel Zeit hatten, ist die, dass der EUWettbewerbskommissar über Fusionen entschied, um US-Unternehmen zu schaden oder ihren europäischen Konkurrenten zu helfen. Dass eine kürzlich erfolgte statistische Analyse von etwa 200 solcher Entscheidungen in dieser Hinsicht keine systematischen Vorurteile ergab, hat uns nicht wirklich überrascht.

Mario Monti hat man schon vieles vorgeworfen, doch eine Anschuldigung, für die wir nie viel Zeit hatten, ist die, dass der EUWettbewerbskommissar über Fusionen entschied, um US-Unternehmen zu schaden oder ihren europäischen Konkurrenten zu helfen. Dass eine kürzlich erfolgte statistische Analyse von etwa 200 solcher Entscheidungen in dieser Hinsicht keine systematischen Vorurteile ergab, hat uns nicht wirklich überrascht.

Laut Financial Times ergab die von Forschern der Universität Oxford und der internationalen Anwaltssozietät Allen & Overy durchgeführte Untersuchung vielmehr eine offenbare Voreingenommenheit gegenüber Firmen mit hohen Marktanteilen oder solchen, die ihren Marktanteil durch eine Fusion deutlich erhöhen würden. Auch das ist kein Schock. Die Kommission soll sicherstellen, dass Fusionen eine dominierende Position weder herstellen noch stärken. In manchen Märkten kann Dominanz aber durchaus die effizienteste Marktstruktur sein, ein Umstand, den die Kommission noch nicht berücksichtigt. Da man davon ausgeht, dass Marktanteile eine Marktmacht zum Ausdruck bringen, was stark nach Vorherrschaft klingt, ist die Abneigung der Kommission gegen hohe Marktanteile vorhersehbar.

Eine andere Untersuchung versuchte herauszufinden, ob die jüngsten Fusionsentscheidungen der Kommission mit dem Urteil des Aktienmarktes selbst übereinstimmten. Das Augenmerk galt dabei der Frage, ob die Aktienkurse der Konkurrenten mit der Nachricht von einer Fusion stiegen oder fielen. Die Ergebnisse der Analyse waren uneinheitlich, doch die Methodik ist interessant.

Ein Aktienmarkt ist ein hoch sensibles Instrument, um kollektive Erwartungen einzuschätzen, und eine Fusion, die der Markt goutierte und die Kommission untersagte, könnte man durchaus als einen Fehler der Kommission bezeichnen. Und tatsächlich wurden zwei der vier Fusionsentscheidungen, die die Forscher als Fehler einstuften, später in der Revision aufgehoben. Eine dritte – GE/Honeywell – ist noch in der Berufung. Es heißt, dass die Kommission häufig die Aktienpreise der fusionierenden Unternehmen und ihrer Konkurrenten beobachtet. Trotzdem hört sie nicht immer darauf, was der Markt sagt.

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