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Wandlungsfähig. 1968 veränderte die Gesellschaft, die Urania galt plötzlich als verstaubt. Doch sie kam zurück ins Bewusstsein der Stadt.

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125 Jahre Urania: Ringen, suchen, nicht verzweifeln

1888 war die Urania ein Vorreiter: Als erste bot sie wissenschaftliche Volksbildung an und "ergötzte das Gemüt". Am Dienstag feierte sie ihr 125-jähriges Bestehen.

So schnell ging das damals. In nur elf Monaten wurde in den Jahren 1888 und 1889 das Gebäude der Berliner „Urania“ in der Invalidenstraße errichtet, der weltweit ersten Einrichtung für wissenschaftliche Volksbildung. Mitsamt Sternwarte (Urania ist die Muse der Astronomie) und sogar einem Theater, denn unterhaltsam sollte es auch zugehen. Urania-Vorstandsvorsitzende Jutta Semler ließ es sich in ihrer Begrüßung bei der Festveranstaltung zum 125-jährigen Jubiläum am Dienstagabend nicht nehmen, mit Bezug auf aktuelle hauptstädtische Bauprobleme – Stichwort Flughafen – auf das Berliner Tempo von einst hinzuweisen.

In seinem Grußwort erntete der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dann Gelächter, als er behauptete, er verstehe den Hinweis auf die elf Monate nicht. Das wiederum veranlasste den als Festredner geladenen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zu der Bemerkung, dass er, anders als Wowereit, den Wink mit den elf Monaten „sofort verstanden“ habe. Vielleicht könne die Urania künftig Großprojekte übernehmen, spöttelte Lammert. Auch Hartmut Mehdorn, neuer Chef der Berliner Flughafenplanung, habe schließlich als Kind Urania-Vorträge besucht.

In seiner Rede erwähnte Lammert verschiedene historische Ereignisse, die sich alle an einem 12. März ereignet hatten. So am 12. März 62, für den der griechische Mathematiker und Ingenieur Heron von Alexandria eine Mondfinsternis erwähnt. Lammert endete mit dem 12. März 1987. Das war der Tag, an dem der Europäische Gerichtshof in Luxemburg sein „Reinheitsgebotsurteil“ fällte. Seitdem können auch EU-Biere nach Deutschland eingeführt werden, die nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut sind. „Es gibt Fortschritt in der Geschichte“, kommentierte Lammert.

An diesem Abend stand eher die Unterhaltung im Vordergrund, neben der Wissenschaft auch eine Urania-Tradition bis heute. Man „ergötzte das Gemüt“, um es mit dem Urania-Vordenker Alexander von Humboldt zu sagen. Musikalisch umrahmt wurde das Fest mit den „Comedian Harmonists today“, den spektakulären Abschluss bildete die Gruppe „Flying Steps“, die Beethoven als Breakdance tanzte. Nur der Auftakt bot ernste Töne. Martina Gedeck rezitierte die 1896 verfasste Ode „Der Muse Urania“ des Berliner Schriftstellers Ernst von Wildenbruch. Sie endet mit den Worten: „Ringe, suche, doch verzweifle nicht.“ Das passt zur Urania, heute wie damals.

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