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Das Bild zeigt den Prototyp der Scanstraße mit einem Prunkhelm, der gerade gescannt wird.

© SPK / Kristina Heizmann

3D-Scanner für Berliner Museen: Neuer Blick auf Keilschrifttafeln

Das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung hat eine automatisierte Scan-Straße für dreidimensionale Objekte aus Museen entwickelt. Derzeit wird das "CultLab3D" in Berlin erprobt.

„Erstmals in der Geschichte können wir Keilschrifttafeln angemessen dokumentieren.“ Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, ist sichtlich begeistert von der Maschinerie, die da im Untergeschoss der Gemäldegalerie am Kulturforum summt und blitzt. Aufnahmen der neuartigen Scanning Station CultLab3D böten einen „enormen Informationszuwachs gegenüber herkömmlichen Fotografien“, sagt Hilgert. Durch 3-D-Scans könne man etwa die Materialität der Tafeln erstmals optisch analysieren. Für die 35 000 Keilschriftobjekte in seinem Museum ergäben sich dadurch ganz neue Forschungsperspektiven.

Entwickelt wurde die sieben Meter lange Anlage vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt. Der Prototyp wird in diesen Tagen an Objekten der Staatlichen Museen erprobt. Fällt die Evaluierung, an der auch das Liebieghaus in Frankfurt am Main beteiligt ist, positiv aus, soll ab 2015 eine erste Serie in Produktion gehen. Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bedeutet die neue Scantechnik schon jetzt eine „Revolution“, könnten doch Sammlungsobjekte in wenigen Minuten dreidimensional erfasst werden.

Ein Fließband transportiert das Objekt durch den Scanner

Bislang wurden plastische Gegenstände mühsam von Hand gescannt. Die neue Anlage arbeitet automatisiert: Ein Fließband transportiert das Objekt durch die Scanstraße. An der ersten Station fahren zwei Bögen mit je neun Kameras und neun Lichtquellen viele Male über das Objekt, in den verschiedensten Kombinationen von Perspektive und Lichteinfall. An der zweiten Station fährt ein Roboterarm mit einem Scanner noch einmal von allen Seiten um das Objekt herum, um eventuelle Fehlstellen zu schließen. Das digitale Modell wird schließlich aus über 6000 Bildern zusammengesetzt.

Aus den digitalen Daten können auch Repliken entstehen

Anhand von 3-D-Modellen können Forscher und Archivare Museumsobjekte berührungsfrei vermessen, sie können ihre Bestände anschaulich an andere Forscher und ein breiteres Publikum vermitteln. Und sie können neue Erkenntnisse gewinnen, beispielsweise durch den Vergleich der Formen attischer Vasen Werkstätten und Handelswege rekonstruieren. Zudem sollen aus den digitalen Daten Repliken etwa von antiken Statuen entstehen – für Abgusssammlungen in aller Welt.

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