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Ägypten: TU-Campus unter Palmen

Absolvent Samih Sawiris stiftet der Technischen Universität einen Campus – in dem von ihm gegründeten Ferienort El Gouna am Roten Meer.

Als Samih Sawiris 1980 sein Diplom im Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin in der Tasche hatte, war er mit dem deutschen Hochschulwesen durch. Dem ägyptischen Unternehmerssohn wurde tagelang das Zeugnis verweigert – bis er ein verlegtes Buch doch noch zurückgeben konnte. Ein Vierteljahrhundert später lud die TU den inzwischen millionenschweren Bau- und Hotelmagnaten zu einer Absolventenfeier ein. Und es gelang nicht nur, den verlorenen Sohn mit seiner Uni zu versöhnen, er machte ihr auch ein mehr als großzügiges Geschenk. Sawiris stiftet der TU einen Campus – in dem von ihm gegründeten Ferienort El Gouna am Roten Meer.

Die „wissenschaftliche Außenstelle der TU“ ist im Rohbau fast fertig, im Herbst sollen die ersten Studierenden Vorkurse besuchen. Der reguläre Studienbetrieb für zunächst 90 Studierende werde im Oktober 2011 mit drei englischsprachigen Masterstudiengängen für Energie- und Wasser-Ingenieurwesen sowie für Stadtentwicklung starten, sagt TU-Präsident Jörg Steinbach. 2012 sollen weitere 90 Studenten dazukommen.

Der Campus hat 10 000 Quadratmeter, Bauten und Ausstattung sind 38 Millionen Euro wert – nach deutschen Richtwerten für den Hochschulbau, wie Kurt Kutzler, Alt-Präsident der TU, betont. Sawiris will keine Summe nennen. Sein Unternehmen, Orascom-Hotels and Development, trägt laut Vertrag mit der TU auch die Betriebskosten von 15 Millionen Euro für die ersten fünf Jahre. Die Gründung sei eine „Non Profit Public Private Partnership“, heißt es: Der Campus ist Zentralinstitut der TU, es gelten das Berliner Hochschulgesetz und für die 30 Mitarbeiterstellen und Professuren Tarife des öffentlichen Dienstes, finanziert wird aber alles aus Drittmitteln. Und aus Gebühren von 5000 Euro im Semester; für Bedürftige soll es Stipendien geben.

Ägyptens Bildungsprobleme seien am besten „mit einer richtigen deutschen Universität“ zu lösen, sagt Sawiris. Für Bachelorabsolventen gebe es keine hochwertigen weiterbildenden Studiengänge. Ableger amerikanischer Hochschulen böten Schmalspurprogramme an. Doch das Land braucht Spezialisten, wie sie in den TU-Masterstudiengängen ausgebildet werden sollen, um Wohn- und Lebensraum jenseits des übervölkerten Nildeltas zu schaffen. Zur Zielgruppe gehören Absolventen aus dem gesamten arabischen Raum, ihr zweites Semester sollen sie in Berlin an der Mutteruniversität verbringen.

El Gouna, geschaffen als Feriensiedlung, entwickelt sich zu einer neuen Stadt mit heute 15 000 Einwohnern. Neben Hotels, Marinas und einem Golfplatz gibt es eine Highschool, ein Krankenhaus, eine Bibliothek – und demnächst auch eine deutsche Uni.

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