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AhA: Warum beginnen Tastaturen mit QWERTZ?

Schreiben, schreiben, schreiben. Während ich die Zeilen auf dem Display lese, huschen die Finger über die Tastatur.

Schreiben, schreiben, schreiben. Während ich die Zeilen auf dem Display lese, huschen die Finger über die Tastatur. Irgendwie haben sie sich an diese Buchstabenanordnung gewöhnt, obschon meine Linke durch die ineffiziente Abfolge ziemlich beansprucht wird.

Das komplizierte Layout für die Tastatur stammt von Christopher Latham Scholes und ist ein Relikt aus ältesten Schreibmaschinenzeiten. Die ursprünglich alphabetisch geordneten Schreibmaschinentasten hatten einen entscheidenden Nachteil: Nebeneinander liegende Hebel verhakten sich, wenn sie sich rasch nacheinander bewegten. Und die Tasten wurden schnell angeschlagen. Denn bei der Schreibmaschine trafen die Mängel der Mechanik auf die Fingerfertigkeit von Frauen.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es in den USA Heerscharen arbeitsloser Frauen, die im Nähen geübt waren. Tatsächlich hatten die ersten Schreibmaschinen – mit Fußpedal und goldenen Buchstaben auf schwarzem Metall – große Ähnlichkeit mit Nähmaschinen. Der Chef der Nähmaschinenabteilung bei Remington & Son hatte den Prototyp von Scholes 1874 zum serienreifen Type-Writer entwickelt, schreibt der Medientheoretiker Friedrich Kittler von der Berliner Humboldt-Universität in seinem Buch „Grammophon. Film. Typewriter“.

Um ein Verheddern der Hämmerchen auszuschließen, hatte Scholes häufig benutzte Buchstaben wie e, a, t, o und n möglichst weit voneinander entfernt. Zuerst war die Maschine schwer verkäuflich. Doch im Verlauf weniger Jahre traten hunderttausende Sekretärinnen auf den Plan, ob aus Arbeiterschicht oder Bürgertum, aus finanziellen Nöten oder Emanzipationswünschen. „Gerade ihre Randständigkeit im Machtsystem Schrift hatte Frauen auf Fingerfertigkeiten abgeschoben, die im Mediensystem die stolzen Schönschreibkünste aller Sekretäre überboten“, sagt Kittler.

Frauen waren beim Tippen sorgfältig und schnell. Staunend nahm der Schriftsteller Mark Twain zur Kenntnis, dass eine Frau 57 Wörter pro Minute mit der Maschine tippen konnte. Bald arbeiteten Sekretärinnen bei Post und Bahn, die Tastatur von Scholes setzte sich – von kleinen länderspezifischen Abweichungen abgesehen – auf dem halben Erdball durch. „Mit echter QWERTZ-Tastatur!“ Mit diesem Slogan werben noch heute Hersteller von Smartphones – als wäre die verbreitete Buchstabenanordnung ein Qualitätsmerkmal. Thomas de Padova

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