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AhA: Warum fressen manche Pflanzen Fleisch?

In der Not frisst der Teufel Fliegen. Und nicht nur er. Auch fleischfressende Pflanzen locken Insekten in Klapp- und Klebefallen.

Mücken und Spinnen verfangen sich in den Tentakeln des Sonnentaus oder ersaufen in der Fallgrube einer tropischen Kannenpflanze. Von Verdauungssäften zersetzt, bleibt von dem Kleingetier nur ein Gerüst aus Chitin übrig.

Die Blätter mancher carnivorer Pflanzen sind Friedhöfe aus den leeren Hüllen von Insekten. Fleischlos zu leben, ist solchen Pflanzen kaum möglich. Denn der Boden, auf dem sie wachsen, gibt oft nicht einmal das Nötigste her: Stickstoff.

„Alle Pflanzen sind auf Stickstoff angewiesen“, sagt Peter Dittrich, emeritierter Botaniker an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Luft enthält zirka 78 Prozent Stickstoff. Pflanzen können die Bindungen der Stickstoffatome nicht aufspalten. Das gelingt nur speziellen Bakterien und Algen. „Um Proteine aufzubauen, müssen Pflanzen Stickstoff über ihre Wurzeln aufnehmen.“

Fleischfressende Pflanzen indessen leben auf stickstoffarmen Böden, etwa im Moor. Um hier über die Runden zu kommen, brauchen sie Nahrungsergänzungsmittel. Die Venusfliegenfalle würde sich auch mit Käsestückchen begnügen. Da sie niemand damit füttert, hat sie sich auf das Einfangen kleiner Tiere spezialisiert.

Faszinierend ist die Bandbreite der Fangmechanismen. Die mit glattem Wachs bestrichenen Blätter des Zwergkrugs sind eine Rutschbahn für Gliedertiere. Der Wasserschlauch dagegen benutzt eine Saugfalle und zieht die Beute unter Wasser mit Unterdruck in die Tiefe. Anders die Hakenblatt-Liane: Sie wechselt ihr Blätterkleid je nach Nährstofflage. In guten Zeiten legt sie gewöhnliche Blätter an. „Bei Stickstoffmangel bildet sie dagegen klebrige Blätter, um Insekten zu fangen“, sagt Dittrich. Das Hakenblatt ist ein „eingefleischter Vegetarier“. Thomas de Padova

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