zum Hauptinhalt

AhA: Warum ist die Wirbelsäule gebogen?

Die gebogene Wirbelsäule federt beim Laufen und Springen Erschütterungen ab. Das ist aber nicht ihre primäre Aufgabe.

Schimpansen können wie wir auf zwei Beinen laufen, allerdings mit gebeugten Knien und nach vorne geneigtem Oberkörper. Das kostet viel Kraft. Die Stellung des Beckens erlaubt es ihnen nicht, die Beine beim Gehen zu strecken. Wollen sie schnell Reißaus nehmen, machen sich Schimpansen auf allen Vieren davon und schwingen sich hinauf ins Geäst.

Verglichen mit galoppierenden Affen kommt der Mensch nur langsam voran. Dafür ist er ein ausdauernder Läufer. Für die Fortbewegung auf zwei Beinen braucht er weniger Energie, denn sein Körperschwerpunkt liegt genau über Füßen und Knien. Im Stehen tragen die Beine unseren Körper wie zwei Säulen. Das Schwerelot führt durch das obere Ende des Kreuzbeins, das mit dem Beckengürtel verbunden ist, und durch die obersten Halswirbel, auf denen die Last des Kopfes ruht. Zwischen diesen Punkten ist die Wirbelsäule seltsam gebogen – eine Folge der Entwicklung vom Vier- zum Zweibeiner.

„Wesentlich für die Energieersparnis beim zweibeinigen Gehen war das Kippen des Beckens nach vorne“, sagt der Anatomieexperte Reinhard Putz von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Während das Becken kippte, krümmte sich die Lendenwirbelsäule nach vorne. „Damit aber der Schwerpunkt gehalten werden konnte, krümmte sich die Brustwirbelsäule gegenläufig dazu, also nach hinten.“

Ihre charakteristische S-Form erhält die Wirbelsäule erst nach der Geburt. Während das Baby lernt, den Kopf zu balancieren, krümmt sich zunächst die Halswirbelsäule. Die Krümmung im Lendenwirbelbereich entsteht beim Laufenlernen, wenn die Beine durchgestreckt werden können.

Die gebogene Wirbelsäule federt beim Laufen und Springen Erschütterungen ab. Das ist aber nicht ihre primäre Aufgabe. „Die Wirbelsäule dämpft den Stoß nur um etwa zehn Prozent“, so Putz. Wer sich auf die Zehenspitzen stellt und sich ruckartig auf die Fersen fallen lässt, spürt den Stoß bis in den Kopf hinein. Ähnlich, wenn man auf dem Fahrrad sitzend durch ein Schlagloch fährt. Sieht man das Hindernis als Radfahrer rechtzeitig, erhebt man sich instinktiv aus dem Sattel und geht in die Knie. Denn viel besser als die Wirbelsäule können unsere Muskeln die Stoßenergie aufnehmen. Thomas de Padova

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false