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AhA: Warum kühlt Pfefferminz?

Über der Badewanne hängt ein orangefarbenes Thermometer. Meine Frau und ich benutzen es selten. Wir haben keine Schwierigkeiten, uns auf eine Badetemperatur zu einigen. Im Urlaub ist das anders. Kaum sind wir am Meer, springt sie ins Wasser. Auch bei 14 oder 15 Grad Celsius. Für mich fängt der Spaß erst bei 19 Grad an. Obwohl wir schnell miteinander warm geworden sind, reagieren wir auf Kälte völlig unterschiedlich. Wieso?

Die Kälterezeptoren unseres Körpers werden seit einigen Jahren mit neuen Mitteln erforscht. Als hilfreich hat sich dabei Menthol erwiesen. In hoher Dosis eingenommen, etwa in Form von Pfefferminzbonbons oder "Fisherman's Friends", sorgt es im Gaumen für einen Anflug arktischer Frische.

Menthol stimuliere dieselben Rezeptoren, die auf Kälte reagieren, sagt Thomas Jentsch vom Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin-Buch. "Dem Körper wird vorgegaukelt, dass es kühl ist.“ Wissenschaftlern bietet das die Möglichkeit, unsere Kältefühler auch auf chemischem Weg gezielt anzusprechen.

Die Zellen unseres Körpers sind von einer Membran umgeben, die für manche Stoffe durchlässig ist, für andere nicht. Wie Jentsch erklärt, hat die Membran unter anderem Poren, die auf bestimmte Botenstoffe reagieren und sich nur in deren Anwesenheit öffnen. Geht ein solcher Kanal auf, können etwa Kalium- oder Kalziumionen passieren.

Ionen sind elektrisch geladene Teilchen. Mit dem Ionenfluss ändert sich daher die elektrische Spannung der Membran. So entsteht ein elektrischer Reiz, der über den Nerv zum Rückenmark und weiter zum Gehirn gelangen kann und Kälte signalisiert. Dieser Kälteeindruck kann aber auch vom Menthol herrühren. Als Botenstoff erhöht es die Öffnungsfreudigkeit des betreffenden Ionenkanals TRPM8 genauso wie eine niedrige Temperatur.

Interessanterweise setzt der Kältereiz nicht bei einer exakt vorgegebenen Temperaturschwelle ein. Während unsere Wärmerezeptoren ziemlich genau bei 43 Grad Celsius anspringen, variiert das Kälteempfinden stärker von Mensch zu Mensch. Anscheinend sind daran neben dem TRPM8-Kanal noch weitere Faktoren beteiligt.

Wie wichtig diese Ionenschleuse jedoch ist, haben Forscher an gentechnisch veränderten Mäusen gezeigt. Den Mäusen geht der Sinn für Kälte verloren, wenn ihnen das Gen für den TRPM8-Rezeptor genommen wurde. Thomas de Padova

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