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AhA: Warum sind die Fingerspitzen so sensibel?

Ein Netz von Sensoren durchzieht unsere Hände und macht sie zu einzigartigen Instrumenten.

Als Zweibeiner genießt der Mensch eine besondere Stellung in der Natur. Seit seine Arme von der Aufgabe entbunden sind, den Körper zu tragen, hat er die Hände frei für die Entwicklung manueller Fertigkeiten. Sicher: Auch Vögel oder Affen können sich technischer Hilfsmittel bedienen, Steine und Stöcke als Werkzeuge benutzen. Für die Geschicklichkeit der menschlichen Hand aber gibt es im Tierreich keine Parallelen.

Schon im Babyalter versuchen wir, die Welt zu begreifen. Ohne unseren Tastsinn wüssten wir nichts von Rauigkeit und Härte, Gewicht und Temperatur. Ein Netz von Sensoren durchzieht die gesamte Haut.

Unsere Körperregionen sind aber nicht gleichermaßen damit ausgestattet. „Am Rücken ist unser taktiles Auflösungsvermögen so schwach, dass wir nicht auseinanderhalten können, ob unser Partner zwei, drei oder vier Finger darauflegt“, sagt Hubert Dinse vom Institut für Neuroinformatik der Ruhr-Universität in Bochum. Deutlich besser können wir an Handrücken oder Stirn zwei getrennte Stimuli als solche wahrnehmen. „An den Fingerspitzen werden selbst Abstände von zwei Millimetern noch erkannt. Dort sitzen die meisten Tastrezeptoren.“ Etwa 150 sind es auf jedem Quadratzentimeter.

Jeder Rezeptortyp hat spezielle Aufgaben. Die Vater-Pacini-Körperchen zum Beispiel reagieren auf schnelle Vibrationen. Dank ihrer feinen Lamellen sprechen sie am besten auf Schwingungen von einigen hundert Hertz an. So registrieren wir etwa, ob der Motor des Autos normal läuft, wenn wir die Hand am Lenkrad haben. Auch die Feinstruktur einer Oberfläche ertasten wir mit diesen Sensoren. Unterstützt werden sie dabei durch die Papillarleisten, die unseren Fingerabdruck ausmachen. Wir spüren diese feinen Hautstege, sobald wir über eine Fläche streichen, die Schwingungen übertragen sich auf die Vater-Pacini-Körperchen in der Unterhaut.

Dagegen reagieren die kleineren Meißner-Körperchen auf langsame Erschütterungen. Unsere Fingerspitzen sind so großzügig mit diesen und anderen Sensoren ausgestattet, dass wir auch im Dunkeln den Wecker finden, die Schuhe schnüren und sogar schreiben können. Thomas de Padova

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