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AhA: Warum trinken wir keine Milch von Schweinen?

Wir trinken Cappuccino mit aufgeschäumter Kuhmilch, essen Büffelmozzarella, Schafs- und Ziegenkäse. Nur die Milch der Sau bleibt ausschließlich Ferkeln vorbehalten.

Wir trinken Cappuccino mit aufgeschäumter Kuhmilch, essen Büffelmozzarella, Schafs- und Ziegenkäse. Nur die Milch der Sau bleibt ausschließlich Ferkeln vorbehalten. Hat der ansonsten unersättliche Mensch Mitleid mit den armen Schweinen? Wäre Saumilch unverkäuflich?

Wer Schweinemilch testen möchte, sollte nicht gleich mit einem Bottich anrücken. Denn es ist fast unmöglich, ein Schwein zu melken. Das handgerechte Euter einer Kuh lässt sich gut massieren. Dagegen sind die Zitzen der Sau höchstens einen Zentimeter lang. Sie passen gerade zwischen Daumen und Zeigefinger. Man kann auch sie vorsichtig massieren, allein: Da fließt nichts.

„Das Euter der Kuh hat innen einen Hohlraum, die Zisterne, in der einige Liter Milch gespeichert werden“, so Steffen Hoy vom Institut für Tierzucht der Uni Gießen. „Diese Milch würde abfließen, wenn ein Strohhalm durch den Zitzenschließmuskel hindurchgeführt würde.“ Der größte Teil der Milch befinde sich jedoch in Kanälen des Drüsengewebes.

Die Kuh gibt diese Milch erst nach einer Stimulation ihrer Zitzen ab. Saugt ein Kalb daran, wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet und in Richtung Euter transportiert, wo sich die glatte Muskulatur zusammenzieht. Sie presst das Drüsengewebe wie einen Schwamm aus.

Im Unterschied zur Kuh hat die Sau keine Zisterne. Nur unmittelbar nach dem Werfen ist zeitweilig Milch in ihrem Gesäuge gespeichert. Von da an versammeln sich die Ferkel zu gemeinsamen Mahlzeiten an den Zitzen ihrer Mutter, da die Milch immer nur phasenweise fließt. Besonders beliebt sind die vorderen Zitzen. Die Ferkel kämpfen um die besten Plätze. Alle 45 bis 60 Minuten werden sie gesäugt. „Entsprechend klein ist die Menge, die bei jedem Saugakt fließt“, so Hoy.

Er hat schon einmal versucht, ein Schwein während des Geburtsvorgangs zu melken, um Milch für Laboruntersuchungen zu gewinnen. Mehr als zehn Milliliter waren nicht zu bekommen – ein kleines Reagenzglas voll. Die Milch selbst ist etwas dickflüssiger als Kuhmilch und hat einen höheren Fettgehalt. Für Saukäse wäre sie gut geeignet. Doch danach fragt kein Schwein. Thomas de Padova

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