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AhA: Warum werden Fische seekrank?

Wenn Forellenzüchter ihre Fische transportieren, bekommen diese zwei Tage zuvor nichts zu fressen. Der Grund: Beim Autofahren wird vielen Forellen schlecht.

Wenn Forellenzüchter ihre Fische transportieren, bekommen diese zwei Tage zuvor nichts zu fressen. Der Grund: Beim Autofahren wird vielen Forellen schlecht. Sie übergeben sich und erblassen. Auch Koikarpfen und andere Fische, die man von der Zoohandlung mit nach Hause nimmt, vertragen das Schaukeln nicht.

Seltsam, dass sie als Wasserlebewesen nicht besser dagegen gewappnet sind. Selbst bei hohem Wellengang finden Fische normalerweise ihre Ruhe. Denn Wellen sind, abgesehen von Tsunamis, eine oberflächliche Angelegenheit. Sie reichen nicht in die Tiefe.

Fische haben Innenohren, mit denen sie Vibrationen und ihre Lage im Raum wahrnehmen. Das Gleichgewichtsorgan enthält kleine Steinchen. Diese Otolithe bestehen aus Kalziumkarbonat und wachsen zu einer für jede Fischart charakteristischen Form und Größe heran. Bei Beschleunigungen und Drehungen des Fischs werden sie hin und her bewegt. Da sie auf den Sinneszellen lasten, erhöhen sie die Empfindlichkeit dieser Rezeptoren gegenüber äußeren Kräften: Die Steinchen sind Verstärker.

Reinhard Hilbig studiert ihre Rolle bei Schwindelattacken. Der Zoologe der Uni Hohenheim hat bereits mehrere Parabelflüge mit kurzen Phasen der Schwerelosigkeit gebucht und Miniaquarien mit auf die Reise genommen. Kameras nahmen das Verhalten der Buntbarsche auf: vor, während und nach jenen 22 Sekunden, in denen einigen Fischen das Gefühl für oben und unten völlig abhanden kam und anderen eine Orientierung über die Augen möglich war.

In solchen Phasen entsteht ein Sinneskonflikt. „Die Informationen von Auge und Innenohr widersprechen sich“, sagt Hilbig. Daher schlugen viele Fische zunächst Purzelbäume, konnten sich jedoch nach kurzer Zeit an die veränderten Verhältnisse anpassen. „Aber besonders solche Fische, die Asymmetrien im Innenohr hatten, konnten sich in der Schwerelosigkeit nicht mehr richtig bewegen und drehten sich weiter.“ Bei diesen Fischen seien entweder die Ohrsteinchen im linken und rechten Innenohr unterschiedlich groß oder die Sinneszellen beschädigt gewesen. Ähnliche Defekte können auch unsere Orientierung im Raum beeinträchtigen.Thomas de Padova

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