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Studierende vor der Universität Regensburg.

© picture alliance / dpa

An die Uni ohne NC: Im Süden sind noch Studienplätze frei

Wer in Berlin oder anderswo am Numerus Clausus scheitert, muss nicht verzweifeln. An Universitäten im Süden und auch im Osten Deutschlands sind noch viele Studienplätze frei. Strategie-Tipps für Abiturienten.

Viele Bewerberinnen und Bewerber haben bereits Post von der Uni erhalten, andere warten noch gespannt auf die entscheidende Nachricht. In diesen Wochen verschicken die Berliner Hochschulen ihre Zu- und Absagen für das Wintersemester. In der Hauptstadt ist die Konkurrenz um einen Studienplatz groß – die Bewerbungszahlen sind wie berichtet auch in diesem Jahr ähnlich hoch wie in den Vorjahren, an der Humboldt-Universität gingen sogar etwas mehr Anmeldungen ein als 2012. Die Berliner Hochschulen werden also wieder bei Weitem nicht alle Bewerber aufnehmen können. Wer zunächst am Numerus Clausus (NC) scheitert, muss aber nicht verzweifeln. Sechs Wochen vor Studienbeginn stehen andere Wege offen. Außerhalb Berlins gibt es sogar gute Chancen, selbst in nachgefragten Fächern schon im Herbst ein Studium aufzunehmen. Hier Tipps, wie es Abiturienten trotz Absage noch an die Uni schaffen.

Auf frei werdende Plätze nachrücken

Viele Abiturienten bewerben sich an mehreren Unis und erhalten auch mehrere Zusagen. Diese Mehrfachbewerber springen den Hochschulen also auch wieder ab, wenn sie doch lieber anderswo studieren. Die frei gewordenen Plätze erhalten diejenigen, die bisher nicht zum Zug gekommen sind. Wie viele Plätze so vergeben werden, hängt vom gewünschten Fach und der gewünschten Uni ab. Horst Henrici, Leiter des Studierendenservice der Technischen Universität, will Bewerbern zwar nicht allzu große Hoffnungen machen: „Wir gehen davon aus, dass wir wie in den vergangenen Jahren keine größeren Nachrückverfahren haben werden.“ Gleichwohl könne er für die TU absehen, dass es wahrscheinlich in kleineren Bachelor-Fächern „Restplätze“ geben werde: wie in Wissenschafts- und Technikgeschichte oder Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft. Die Freie Universität und die Humboldt-Uni können erst im September Auskunft über frei gebliebene Plätze geben. Wie lange die Nachrückverfahren dauern, variiert ebenfalls je nach Studiengang und Uni.

Einen Studienplatz erlosen

Plätze, die zum Schluss immer noch unbesetzt sind, verlosen Hochschulen schließlich. Hier haben wieder alle eine Chance: Für die Verlosung anmelden können sich auch diejenigen, die sich ursprünglich nicht für den Studiengang beworben haben. Jede Hochschule handhabt Fristen und die meistens formlosen Anträge unterschiedlich, Bewerber müssen sich frühzeitig über die Formalitäten informieren. Die Uni Magdeburg zum Beispiel wirbt bereits jetzt damit, in mehreren ihrer NC-Studiengänge Losverfahren durchzuführen. Darunter sind beliebte und in Berlin mit einem hohen NC versehene Fächer wie BWL, Kulturwissenschaften und Soziologie. Einen Überblick über freie Studienplätze gibt ab 1. September die Internet-Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz, die bis zum Semesterstart aktualisiert wird.

Die Berliner Unis sind mit ihren Zulassungsverfahren noch nicht ganz so weit wie die Magdeburger. Erfahrungsgemäß ist in der Hauptstadt auf dem Losweg aber nicht so viel zu erreichen. Aus der FU heißt es, dort seien im vergangenen Jahr „nur einige wenige Plätze“ verlost worden: in Meteorologie, Geologischen Wissenschaften und Semitistik. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) schließt das Verlosen prinzipiell aus: Es habe sich gezeigt, dass verloste Plätze oft doch nicht angenommen werden. Stattdessen werden für vakante Studienplätze die normalen Online-Bewerbungsverfahren wieder geöffnet. Wer sich jetzt noch die Mühe einer aufwendigeren „normalen“ Bewerbung mache, habe ein verbindlicheres Interesse an einem Studium an der HTW, hofft die größte Fachhochschule Berlins.

In eine andere Stadt gehen

Am einfachsten geht es auch jetzt noch an die Uni, wenn sich Abiturienten in ein Fach einschreiben, das keinen NC hat. Der Notenschnitt spielt dann nämlich gar keine Rolle, und die Immatrikulation ist oft bis kurz vor Semesterstart möglich. Berliner Studienanfänger müssen hier über die Stadtgrenzen hinausgucken: Denn HU, FU, TU und die FHs bieten nur wenige NC-freie Studiengänge an, meistens in kleineren Natur- und Technikwissenschaften. Anderswo sieht die Lage deutlich besser aus, sagt Klaus Scholle vom Büro „Studieren in Berlin und Brandenburg“ an der FU: „Von einer Handvoll Fächer wie Medizin und Psychologie abgesehen, kann man eigentlich fast alles studieren, wenn man ortsflexibel ist.“

Das fängt schon hundert Kilometer hinter Berlin an. Die BTU Cottbus-Senftenberg bietet Technikinteressierten ein breites Spektrum an NC-freien Fächern. An der Uni Halle sind Jura, BWL und die großen Geisteswissenschaften zulassungsfrei, auch an der TU Chemnitz findet sich ein großes Angebot an Technik-, Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Wer lieber in einer mittelgroßen westdeutschen Stadt studieren will, könnte an die Uni Würzburg gehen. Dort können sich Erstsemester unabhängig von ihrem Notenschnitt nicht nur in Jura, sondern auch in beliebte Lehramtsfächer wie Deutsch, Englisch und Geschichte einschreiben.

Bayern könnte überhaupt ein gutes Ziel für Berliner NC-Flüchtlinge sein, und das nicht nur, weil dort inzwischen die Studiengebühren wieder abgeschafft sind. Die Uni Bamberg wirbt damit, dass von 34 Bachelor- und 32 Lehramtsstudiengängen nur acht Fächer mit einem NC belegt sind. Auch an der Uni Regensburg sind viele Lehrämter und große Geisteswissenschaften NC-frei.

Achtung: Die Frist, bis zu der sich Studienanfänger in zulassungsfreie Fächer einschreiben können, ist wie beim Nachrücken und beim Losen von Uni zu Uni unterschiedlich. Während Würzburg Erstsemestern bis zum 11. Oktober Zeit lässt, ist die Immatrikulation an der FU und an der TU nur bis zum 15. September möglich, an der HU nur bis zum 31. August.

Aufs Studium warten

Wenn die Note nicht für die Wunschuni reicht, Bewerber aber an ihr festhalten, könnten sie Zeit mit einem Auslandsaufenthalt oder einem Praktikum überbrücken. Einen Teil ihrer Plätze vergeben Hochschulen nämlich an Bewerber, die Wartesemester gesammelt haben. Hier spielt zunächst nur die Wartezeit eine Rolle und nicht die Note. Als Wartezeit zählt jedes Halbjahr ab Ausstellung des Abiturzeugnisses. Wer Wartesemester sammeln will, darf sich in der Zwischenzeit nicht anderswo einschreiben.

Nun ist der Anteil der Plätze, die für Wartende reserviert sind, in den vergangenen Jahren stark gesunken. Nur noch wenige Unis wie die TU Berlin verteilen die Hälfte ihrer Plätze nach diesem Kriterium. Die meisten, auch FU und HU, vergeben so nur 20 Prozent der Plätze, in Baden-Württemberg sind es zehn Prozent, sagt Klaus Scholle: „Die Wartezeit ist deswegen teilweise exorbitant gestiegen.“ An der FU musste man im vergangenen Jahr für Germanistik eine Wartezeit von mindestens vier Semestern mitbringen, für Philosophie sechs, für BWL acht. Wer aber vier oder gar mehr Jahre auf ein Studium warten muss, „sollte sich fragen, ob das wirklich sinnvoll ist“, sagt Scholle.

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