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Noch im Juni demonstrierten Schüler und Azubis für mehr staatliche Unterstützung für Bildung.

© dpa

Arbeitgeber-Studie: Berlin bleibt Schlusslicht bei Bildung

Sachsens Bildungswesen ist am leistungsfähigsten, Berlin schneidet dagegen am schwächsten ab. So sieht die deutsche Bildungslandschaft zumindest nach einer Studie einer arbeitgebernahen Initiative aus.

Die von den Arbeitgebern finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) veröffentlichte am Donnerstag ihren „Bildungsmonitor“, in dem jährlich die Länder verglichen werden. Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern folgen auf den Spitzenplätzen. Bereits im vergangenen Jahr war Berlin Letzter und Sachsen Erster. Die Liste veränderte sich insgesamt nur marginal.

Die Studie konzentriert sich auf die Frage, wie gut die Bildungssysteme zum Wirtschaftswachstum beitragen. Sachsen und Thüringen stehen gut da, weil sie viel in den „Mint“-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) leisteten, heißt es. Der Süden schneidet gut ab, weil er „Jugendlichen die besten Chancen für einen erfolgreichen Start in den Arbeitsmarkt bietet“, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. In Anbetracht der Wirtschaftskraft Bayerns und Baden-Württembergs ein kaum überraschendes Ergebnis, spielte doch eine Rolle, welches Land die meisten Ausbildungsplätze anbietet. Umgekehrt rügt die Studie das wirtschaftsschwache Berlin für die bundesweit niedrigste Zahl an Ausbildungsplätzen. Pluspunkte sammelt Berlin für die Forschung, die Absolventenquote der Unis sowie die Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen.

Insgesamt wurden für die Liste, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für die INSM aufstellte, gut 100 Kriterien berücksichtigt. Das IW entwickelte eine eigene Punkteskala, die in der Gesamtschau die Unterschiede verdeutlichen soll. Die zugrunde liegenden statistischen Daten stammen aus dem Jahr 2008. Schulqualität und Bildungsarmut wurden anhand bekannter Studien wie der Pisa- und Iglu-Studien von 2006 bewertet. Diese Studien verwendete das IW bereits im vergangenen Jahr. Das könnte ein Grund sein, dass sich wenig in der Rangfolge änderte.

IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös sagte, wichtig sei, dass sich alle Länder im Sechs-Jahres-Vergleich stark verbesserten. Die Differenzen zwischen den Ländern seien nicht überzubewerten. Hinter den vier Spitzenreitern würden alle anderen „dicht beieinander“ liegen. Klös lobte, der Bildungssektor habe in den vergangenen Jahren „an Bedeutung gewonnen“. Da die Studie den Stand von 2008 abbildet, blieben die aktuellen Kürzungen bei Schulen und Unis in mehreren Ländern allerdings unberücksichtigt. Klös sagte, es könne künftig viel erreicht werden, wenn die Länder trotz des bevorstehenden Rückgangs der Schülerzahlen ihre Bildungsetats beibehielten. Dann könnten die Bildungssysteme auch bei knappen Kassen verbessert werden. Vorbild sei Ostdeutschland, wo der demografische Wandel bereits eingesetzt hat.

Überraschenderweise liegt Berlin bei den Bildungsausgaben im „Bildungsmonitor“ an vorletzter Stelle. Berlin wird hier Opfer der INSM-Zählweise. Würde man berücksichtigen, wie viel Berlin pro Schüler oder pro Studierenden ausgibt, läge die Stadt tatsächlich in der Spitzengruppe. In der Studie werden diese Ausgaben aber damit verrechnet, wie viel ein Land insgesamt pro Einwohner ausgibt. So soll gezeigt werden, welche Priorität Bildung im Verhältnis zu den Gesamtausgaben hat. Berlin ist hier benachteiligt, weil es wegen seiner hohen Schulden vergleichsweise viel pro Einwohner ausgibt. Das zieht den INSM-Schnitt bei der Bildung runter.

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