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Artenvielfalt: Umweltsünden gefährden Tiere stärker als der Klimawandel

Der Mensch zerstört seine Mitbewohner: Fast 17.000 Tierarten gelten als akut bedroht. Hauptursache ist der Raubbau an der Natur.

Vor allem Abholzung, Umweltschäden, Überfischung und der beim Fischen unerwünscht ins Netz gehende Beifang sorgen laut einer Analyse der Weltnaturschutzunion (IUCN) für eine fortschreitende Ausrottung von Tierarten.

Diese Umweltsünden beschleunigen den Artenschwund demnach deutlich stärker als der ebenfalls vom Menschen verursachte Klimawandel. Fast 17.000 Tierarten sind derzeit akut bedroht, wie die IUCN in der Analyse "Tierwelt in einer sich veränderten Welt" schildert. Der Eingriff des Menschen in die Natur stellt demnach die größte Gefahr für die seltenen Spezies dar.

Das von den meisten Regierungen 2002 aufgestellte Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt deutlich aufzuhalten, werde bis 2010 nicht wie geplant erreicht, heißt es in dem Bericht weiter. "Die Regierungen sollten denselben Ehrgeiz, den sie für die Erhaltung des Wirtschafts- und Finanzsektors aufwenden, auch für den Schutz der Natur entwickeln", forderte der Mitautor der alle vier Jahre vorgelegten Studie, Jean-Christophe Vié.

Der Bericht analysiert 44.838 Tierarten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN stehen. Daraus geht hervor, dass mindestens 16.928 dieser Tierarten das Aussterben droht. Da die IUCN-Fachleute nur 2,7 Prozent der 1,8 Millionen bekannten Arten untersuchten, spricht die Umweltorganisation selbst von einer groben Unterschätzung. Sie sei aber gleichwohl als Überblick dazu geeignet festzustellen, wie es um das Leben auf der Erde stehe.

Laut dem jüngsten Bericht sind bereits 869 Tierarten ausgestorben. In Europa gelten beispielsweise 38 Prozent aller Arten von Süßwasserfischen als bedroht, in Ostafrika sind es 28 Prozent. Dort sind ist es vor allem Wasserverschmutzung und sich neu ansiedelnde Arten, die den Bestand gefährden.

Noch schlimmer ist es in den Ozeanen. Die IUCN sieht etwa ein Drittel der Haie und Rochen im offenen Ozean vom Aussterben bedroht. Auch 12 Prozent der Barsche und 86 Prozent der Schildkrötenarten droht das Aussterben, etwa 27 Prozent der 845 Korallenarten, die Riffe bilden, betrifft das ebenso, 20 Prozent stehen kurz vor ihrer Ausrottung.

Bei den Seevögeln kämpfen knapp 28 Prozent der Arten um ihr Überleben. Bei den Landvögeln sind es 12 Prozent. Ein Drittel der Amphibien und fast ein Viertel der Säugetiere gelten ebenfalls als vom Aussterben bedroht.  

ZEIT ONLINE, dpa

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