zum Hauptinhalt
Unsichere Zukunft. Ein indischer Student spricht mit Polizisten in Australien. Dort gab es viele Überfälle auf Inder - die Zahl der Studierenden von Subkontinent fiel danach stark ab.

© AFP

Auslandsstudium: Junge Inder meiden USA  und England

Strenge Visa-Bestimmungen und schlechte Job-Aussichten: Junge Inder wenden sich von ihren populären Auslandszielen ab. Kanada und Deutschland werden beliebter.

Die USA, Großbritannien und Australien gelten weltweit immer noch als wichtigste Zielländer für internationale Studierende. Doch wie sich das zu ändern beginnt, zeigt ein Blick auf junge indische Studierende. Diese stellen nach den Chinesen die zweitgrößte Gruppe unter den internationalen Studierenden weltweit, mehr als Hunderttausend junge Inder gehen jährlich allein in die USA. Doch wegen strengerer Visa-Bestimmungen und sinkenden Job-Aussichten wenden sich junge Inder zunehmend von ihren Top-Zielen ab. Attraktiver werden andere Länder, auch Deutschland, wie das Journal „University World News“ berichtet.

So sei die Zahl der Studienanfänger aus Indien in Großbritannien 2011 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gesunken. Grund sei eine Verschärfung der britischen Visa-Bestimmungen. Bisher hatten Nicht-EU-Studierende nach ihrem Abschluss zwei Jahre Zeit, bevor sie das Land verlassen müssen. Jetzt müssen sie sofort einen hoch bezahlten Job nachweisen, wenn sie bleiben wollen. Wegen dieser unsicheren Aussichten für die Zeit nach der Uni zögerten internationale Studierende, nach Großbritannien zu gehen.

Die USA blieben zwar das beliebteste Studienziel. Doch wegen der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt drohten auch US-Unis unattraktiver zu werden. Das gelte zumal für die Studierenden, die nicht mit einem Stipendium an eine der Eliteunis kommen, sondern viel Geld für zweitklassige Colleges zahlten.

Das Ansehen der USA als Studienland wurde 2011 auch durch die zuvor unbekannte „Tri Valley University“ erschüttert. Das unter Indern beliebte kalifornische College lockte ausländische Studierende mit dem Versprechen, sie könnten außerhalb der Uni Vollzeit jobben, was viele auch taten. Das verstößt aber gegen die Visa-Regeln der USA. Nachdem das aufflog, befragten US-Beamte Studierende tagelang und legten einigen elektronische Fußfesseln an. Das erregte große Empörung auf dem Subkontinent. Die USA würden die Inder „wie Tiere behandeln“ und hätten ihr Visa-System nicht im Griff, lautete der Vorwurf. Der Fall könnte unter Indern prinzipielle Zweifel über die Qualität der US-Unis säen, schreibt das „Chronicle of Higher Education“.

Australien, wohin noch vor wenigen Jahren ebenfalls bis zu hunderttausend Inder pro Jahr kamen, hatte bereits 2010 einen Rückgang der indischen Studienanfänger um 70 Prozent zu verzeichnen. Im vorangegangenen Jahr hatte es dort zahlreiche rassistisch motivierte Überfälle gegen indische Studierende gegeben.

Ein Gewinner dieser Gemengelage ist Kanada, das indische Studierende mit einer großzügigen Arbeitserlaubnis lockt. Auch Deutschland werde trotz Sprachbarriere attraktiver, heißt es. Und das nicht nur, weil das Studium günstig sei. Bisher könnte jeder fünfte Bewerber aus Indien mit einem Stipendium in Deutschland rechnen – im internationalen Vergleich eine außerordentlich hohe Quote.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false