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Baden-Württemberg: Tübingens kleine Superuni

Der Südwesten setzt Berliner Kompromissvorschlag um.

Als in Berlin im Jahr 2007 über die Gründung einer Superuni diskutiert wurde, hat sich der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Ernst Theodor Rietschel für eine Alternative starkgemacht. Statt einer elitären Struktur über den drei großen Berliner Universitäten schlug er die Gründung von Wissenschaftscampus vor, mehreren unabhängigen Forschungsverbünden zwischen universitären und außeruniversitären Instituten. Realisiert wird Rietschels Idee zur Überwindung der Trennung von universitärer und außeruniversitärer Forschung jetzt in Baden-Württemberg.

Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner lehnte das Modell des Wissenschaftscampus ab, er boxte seine Superuni gegen Widerstände vor allem aus den Universitäten durch – unter dem Namen Einstein-Stiftung. Im Dezember 2008 stimmte der Senat von Berlin der Gründung der Stiftung zu, ein öffentlicher Gründungsakt aber ist bis heute nicht erfolgt. Wann die Einstein-Stiftung offiziell ihre Arbeit aufnimmt, ist nicht bekannt. Unterdessen hat Rietschel seinen Alternativvorschlag nach Baden-Württemberg exportiert. An der Universität Tübingen wurde kürzlich der bundesweit erste Wissenschaftscampus zu „Bildung in Informationsumwelten“ eröffnet. In Berlin seien seine Idee und ein konkretes Pilotprojekt für einen Wissenschaftscampus zur Immuntherapie „hängen geblieben“, sagt Rietschel. „In Tübingen haben sie es einfach gemacht.“

Im Tübinger Wissenschaftscampus arbeiten 35 Projektgruppen aus dem Leibniz-Institut für Wissensmedien und der Uni Tübingen – darunter Informatiker, Psychologen, Pädagogen und Kulturwissenschaftler – gemeinsam an der Erforschung von „Informationswelten“ wie dem World Wide Web. Dafür haben sie einen Etat von zwei Millionen Euro pro Jahr: 600 000 Euro kommen für die ersten drei Jahre vom Land, ebenso viel von der Uni und der Rest von der Leibniz-Gemeinschaft und aus Drittmittelprojekten der beteiligten Institute.

„Ich hoffe, dass Berlin jetzt nachzieht“, sagt Rietschel. Die Entscheidung für die Einstein-Stiftung müsse der Schaffung von Wissenschaftscampus gar nicht im Wege stehen: „Die Stiftung könnte ein wunderbarer Mittelgeber sein.“ -ry

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