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Wissen: „Beginnen das Wir zu leben“

Dresdens neuer Rektor über seine Pläne

Was macht die TU Dresden aus der Tatsache, dass sie eine der ganz wenigen Volluniversitäten in Deutschland ist, bei der Bewerbung für den Exzellenzwettbewerb?

Wir sind der Überzeugung, dass die wesentlichen Probleme, die die Menschheit heute hat, nur disziplinübergreifend zu lösen sind. Zum Beispiel ist Stuttgart 21 kein finanzielles Problem, es ist auch kein technisches Problem, sondern es ist ein Problem der Politik und des Bewusstseins in der Gesellschaft. Die spannenden Themen liegen an der Schnittstelle zwischen den Disziplinen. Als Volluniversität haben wir ganz andere Möglichkeiten, solche Themen auch interdisziplinär anzugehen. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt für unser Zukunftskonzept im Exzellenzwettbewerb.

Sie wollen die 14 Fakultäten in vier Schools gliedern. Was versprechen Sie sich von dieser Neuorganisation?

Ich war selbst 17 Jahre im englischen Sprachraum tätig. Dort ist etwa eine „School of Engineering“ eine auf die Disziplin bezogene Organisationseinheit mit großer Verantwortlichkeit für ihre eigenen Belange: in Bezug auf den Haushalt, das Personal und bei der strategischen Planung. Dieses Modell haben wir an der TUD vor Augen. Die Strukturen müssen groß genug sein, um eine kritische Masse für strategische Vorhaben zu erzeugen.

Kommt das auch der Lehre zugute?

Die einzelnen Organisationseinheiten sollen auch dazu beitragen, in der Lehre größere gemeinsame Konzepte zu entwickeln, zum Beispiel bei den Ingenieurwissenschaften übergreifend über die einzelnen Disziplinen. Weil eine School über einen größeren Stellenpool verfügt als eine Fakultät, erleichtern wir eine strategische Neuausrichtung.

Sind Fakultäten in ihren Grenzen zu konservativ, zu wenig beweglich für neue Vorhaben oder Reformen?

In England war ich an der Umstrukturierung der Universität Surrey hin zu Schools beteiligt. Plötzlich war eine größere Flexibilität und eine größere Bereitschaft bei der Umorganisation zu beobachten. Wir begannen das Wir zu denken und zu leben.

In der neuen Runde des Exzellenzwettbewerbs sollen die Bewerber auch die Lehre forschungsbasiert verbessern. Was plant die TU Dresden in der Lehre?

Über unsere Graduiertenschulen wollen wir eine Dachorganisation in Form einer Akademie schaffen, die die Ausbildung zur Forschung noch stärker koordiniert. Und wir werden im Bachelorstudium sowie im Masterstudium das Thema Forschung stärker berücksichtigen.

Das Gespräch führte Uwe Schlicht.

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