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Berliner Reformpläne: Rektoren warnen vor Super-Uni

Die „gute“ Einheit von Forschung und Lehre müsse erhalten bleiben. Statt eine weitere Säule in der Forschung zu errichten, sollten die Netzwerke mit außeruniversitären Einrichtungen verbessert werden, mahnt die Hochschulrektorenkonferenz an.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) warnt vor den Plänen für eine „Super- Uni“, die in Berlin gegründet werden soll. Exzellenz an den bestehenden Universitäten vorbei organisieren zu wollen, sei „zum Scheitern verurteilt“, sagt HRK- Präsidentin Margret Wintermantel. Die „gute“ Einheit von Forschung und Lehre müsse erhalten bleiben. Sie könne sich nicht vorstellen, dass man neben den Unis und den außeruniversitären Instituten „noch eine weitere Säule in der Forschung bilden will“. Das würde die Forschungsstrukturen in Deutschland eher verkomplizieren als vereinfachen.

Wintermantel sagt, im Zuge der Exzellenzinitiative sei die Kooperation zwischen Unis und außeruniversitären Instituten stark verbessert worden. Diese Netzwerke müsse man stärken. Die Pläne des Berliner Wissenschaftssenators Jürgen Zöllner „dürfen diese Entwicklung aber nicht unterlaufen“. Sie könne sich nach den bisher bekannt gewordenen Plänen noch nicht vorstellen, wie eine solche Superuni funktionieren solle. Zöllner hatte eine „Tochterinstitution“ der Universitäten und außeruniversitären Institute angekündigt. Es solle zwar nicht darum gehen, Exzellenzbereiche aus den Unis herauszulösen, hieß es von Zöllner zuletzt. Im Gespräch ist gleichwohl, dass die Superuni das Promotionsrecht erhalten solle. Dieses und auch das Berufungsrecht müsse wie bisher allein bei den Universitäten bleiben, sagt Wintermantel.

Exzellenzbereiche sollen nicht aus den Unis herausgelöst werden

Eine noch engere Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus außeruniversitären Instituten und Universitäten „darf nicht dazu führen, gute Leute aus ihrer Arbeitsumgebung zu lösen“, sagt auch Enno Aufderheide, Abteilungsleiter Forschungspolitik und Außenbeziehungen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Aufgrund der demografischen Entwicklung sei es aber überaus wichtig, Nachwuchswissenschaftler und Forscher aus dem Ausland nach Deutschland zu ziehen. Deshalb werde auch die MPG über weitergehende Kooperationen mit Hochschulen nachdenken. Diese müssten so gestaltet werden, „dass die Stärken des deutschen Wissenschaftssystems nach außen hin sichtbarer würden und Wissenschaftler, die nicht an eine Universität gehen würden, trotzdem für Deutschland gewonnen werden“. Für diese Stärken stehe gerade die MPG mit ihren besonderen Freiheiten bei der Wahl der Themen, der Möglichkeit zu risikoreicher Forschung und ihrer Qualitätskontrolle. Die viel beklagte „Versäulung“ sei indes bereits überwunden, sagt Aufderheide. Die Vernetzung zwischen MPG, anderen Forschungseinrichtungen und Unis sei sehr eng. So seien Max-Planck-Institute an 71 Prozent der Forschungsvorhaben (Cluster) in der Exzellenzinitiative beteiligt. Jetzt ginge es vielmehr darum, die Leistungsfähigkeit international erkennbarer zu machen.

Aufderheide nennt die International Max Planck Research Schools (IMPRS) als Beispiel für eine solche Markenbildung: In den 43 IMPRS werden Doktoranden gleichzeitig an Max-Planck-Instituten und an Unis ausgebildet; das Promotionsrecht liegt bei den Unis. „Daran soll sich nichts ändern“, sagt Aufderheide. In einem Teil der Einrichtungen werde in der Urkunde aber ausdrücklich vermerkt, dass die Promotion an einer Max Planck Research School erlangt wurde. Das solle ausgebaut werden. Dieses „Qualitätssiegel“ sei ein wichtiges Signal für diejenigen, die das deutsche Wissenschaftssystem nicht genau kennen. -ry

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