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Berliner Universitäten: Studienplatzchaos an der HU

Bewerber sprangen in diesem Semester massenhaft ab. Viele Nachrücker wurden offenbar erst nach dem Semesterstart zugelassen - und befürchten jetzt, ein Semester zu verlieren.

Die Humboldt-Universität hat massive Probleme bei der Vergabe ihrer Studienplätze in diesem Wintersemester zugegeben. Trotz einer Rekordzahl von Bewerbungen habe es zahlreiche Fächer gegeben, wo nach dem normalen Bewerbungsverfahren nur zehn Prozent der Plätze tatsächlich vergeben werden konnten, sagte Vizepräsident Uwe Jens Nagel am Dienstag im Akademischen Senat der HU. Alle anderen angenommenen Abiturienten hätten der Universität in der ersten Runde abgesagt. Dies sei eine „sehr merkwürdige Situation“ gewesen. Die HU habe erst nach drei Nachrückverfahren und dank der neu eingerichteten bundesweiten Internet-Studienplatzbörse ihre Plätze füllen können. Inzwischen seien aber im Bachelor-Bereich 99 Prozent der Studienplätze belegt. Probleme gebe es weiterhin in der Mathematik und in der Informatik, wo bisher nur die Hälfte der Plätze vergeben seien.

Offenbar wurden viele Studienanfänger erst nach dem Semesterstart vor zwei Wochen zugelassen. Der Biologe Bernhard Ronacher berichtete, sein Fach stehe vor dem Problem, dass sich Erstsemester wegen der späten Zulassung nicht mehr in ihre Kurse einschreiben konnten und so ein Semester zu verlieren drohten. Nagel appellierte an die Uni-Mitglieder, mit „Liberalität und Großzügigkeit“ bei den Spätzugelassenen vorzugehen.

Das Bewerbungschaos an der HU übertraf damit offensichtlich noch die Situation in den letzten Semestern. Seit einigen Jahren beklagen Studienanfänger wie Unis gleichermaßen unhaltbare Zustände bei der Studienplatzsuche. Ursache ist, dass viele Abiturienten sich wegen steigender NCs mehrfach bewerben und den Unis absagen, wenn sie in letzter Minute die Zusage ihrer Wunschhochschule bekommen. In diesem Jahr sollte alles besser werden: So wollten alle Unis ihre Zusagen am gleichen Tag verschicken.

Die HU konnte diese Frist nicht bei allen Zusagen einhalten – die Verwaltung war wegen der vielen Bewerbungen überlastet. Abiturienten könnten sich also längst für eine andere Uni entschieden haben, als die HU-Zusage eintraf. Neben diesen „verwaltungstechnischen Verzögerungen“ suche man nach anderen Ursachen, sagte Nagel. So wolle die Uni untersuchen, ob Fächer, die beim Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung schlecht abschneiden, von Absagen besonders betroffen waren. Auch stelle sich die Frage, ob Bewerber Elite-Unis wie die Freie Universität bevorzugten, worunter Nicht-Elite-Unis wie die HU leiden würden .

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