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Berliner Wissenschaft: Der lange Weg der Einstein-Stiftung

Wissenschaftssenator Zöllner versucht, Zweifel an der Stiftung zu zerstreuen - doch die Startschwierigkeiten scheinen noch nicht überwunden.

Die Einstein-Stiftung ist das Prestigeprojekt von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD). Doch obwohl die Stiftung zur Förderung der Spitzenwissenschaft im November 2009 mit einer großen Konferenz startete, war sie bislang vor allem mit Personal- und Strukturfragen beschäftigt, anstatt die Forschung voranzubringen (wir berichteten). Die Stiftung hatte „unbestritten einen holprigen Start“, gab Zöllner am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses zu. Doch inzwischen sei sie „vollständig am Laufen“. Allerdings ließen die Ausführungen Zöllners Zweifel aufkommen, dass die Startschwierigkeiten wirklich überwunden sind. Die CDU-Opposition hatte im Ausschuss gefragt, wie der Stand der Dinge bei der neuen Einrichtung ist.

Aus den Mitteln der Einstein-Stiftung wird der Berliner Anteil an den Projekten der Exzellenzinitiative bezahlt sowie die Anschubfinanzierung für neue Eliteprojekte. Darüber hinaus hätten die Unis 27 Vorhaben zur Förderung eingereicht, sagte Zöllner. Offensichtlich arbeiten die Gremien der Stiftung diese Anträge nur zögerlich ab. „Drei oder vier“ hätten einen Zuschlag bekommen, „fünf oder sechs“ seien abgelehnt worden, erklärte Zöllner. Um welche es sich handelt, werde demnächst bekannt gegeben, hieß es auf Nachfrage. Für den Rest würden Zweitgutachten eingeholt. Über große institutionenübergreifende Vorhaben solle erst 2011 entschieden werden – wenn in der nächsten Runde der Exzellenzinitiative die Vorentscheidungen gefallen sind. Die Stiftung könne dann überblicken, welche abgelehnten Vorhaben sie fördern wolle und ob sie in der Vorrunde weitergekommene Elite-Anträge noch stärker finanziell unterstützen müsse, erklärte Zöllner.

Die Stiftung habe erste Programme aufgelegt, um ausländische Spitzenforscher nach Berlin zu locken – als „Einstein Visiting Fellows“. Sie sollen weiter an ihrer Heimatuni forschen, aber in Berlin eine Arbeitsgruppe aufbauen. Die Stiftung will zudem Unis bei Berufungen von Spitzenforschern unterstützen. In Kürze würden Förderlinien verabschiedet, mit denen exzellente Nachwuchswissenschaftler nach Berlin geholt werden sollen sowie Juniorprofessoren gehalten werden können.

Die komplizierte Struktur der Stiftung ist teilweise entschlackt worden. Neben der Dachstiftung, die den Jahresetat von 40 Millionen Euro verwaltet, sollte eigentlich eine Einstein-Stiftung-Berlin gGmbh gegründet werden, die in zahlreichen Kommissionen über die konkrete Verwendung der Gelder entscheiden sollte. Diese gGmbh sei nicht mehr vorgesehen, sagte Zöllner. Allerdings gibt es immer noch vier Gremien: Der dreiköpfige Vorstand mit Zöllner, Akademiepräsident Günter Stock und Werbeunternehmer Sebastian Turner führt das operative Geschäft und trifft die Entscheidungen. Ein „Stiftungsrat“ aus sieben Forschern fungiert als Aufsichtsrat, der die wissenschaftlichen Leitlinien vorgibt. Die wissenschaftliche Kommission begutachtet die Anträge. Zusätzlich berät ein Beirat den Vorstand. Im Beirat sitzen die Kuratoriumsvorsitzenden der vier Berliner Unis sowie aus der Politik Nicolas Zimmer (CDU) und Wolfgang Albers (Linke), die wissenschaftspolitischen Sprecher ihrer Fraktionen, und der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller.

Zimmer kritisierte im Ausschuss, die Gremienfülle führe zu „zusätzlichen Kosten und Intransparenz“ . Die Mittel könnten einfacher an die Universitäten weitergereicht werden. Er frage sich auch, was aus dem Ziel geworden sei, mit der Stiftung zusätzliches Geld einzuwerben: „Da war doch die Rede davon, weltweit Millionen zu sammeln.“ Der Senator erwiderte, „die finanzielle Gesamtsituation“ mache Zustiftungen derzeit „nicht so leicht möglich“.

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