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Bibliothekartag in Berlin: Lesehallen voll, Regale leer, Geld knapp

Beim 100. Deutschen Bibliothekartag geht es um die Zukunft der Bibliotheken.

Unter Polizeibegleitung fahren rund 240 Bibliothekare aus 15 Ländern mit dem Fahrrad durch die Berliner Innenstadt. Auf dem Rücken ihrer gelben Westen lesen die Fußgänger „Cycling for Libraries“. Radfahren für Bibliotheken? Die Passanten am Hermannplatz sind irritiert. Doch eine radelnde Bibliothekarin hält kurz an und verteilt Flugblätter.

Mehr Geld für Bibliotheken, keine weiteren Einsparungen beim Medienangebot und mehr Bildung durch Bibliotheken – das sind Forderungen der Bibliothekare, die von Kopenhagen per Rad gekommen sind. Sie bilden die Vorhut zum 100. Deutschen Bibliothekartag, der am Dienstag begonnen hat: Bis zum Freitag werden mehr als 4600 Buch- und Medienexperten im Tagungshotel in Berlin-Neukölln erwartet. Unter dem Motto „Bibliotheken für die Zukunft – Zukunft für die Bibliotheken“ wollen sie über berufliche und gesellschaftliche Perspektiven diskutieren.

Anlässlich des Kongressbeginns verlangten der Verein Deutscher Bibliothekare und der Deutsche Bibliotheksverband deutlich mehr Geld für die Anschaffung von Büchern, Fachzeitschriften und den Zugang zu Datenbanken. Die Verbände warnen auch, in Zukunft könne es an Bibliothekaren mangeln, denn in den kommenden Jahren stehe eine Pensionierungswelle bevor.

„Bei den öffentlichen Bibliotheken ist die Notlage am größten“, sagt die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands, Monika Ziller. Die zunehmende Schließung von Zweigstellen lasse sich gut in Berlin beobachten. „Doch die Bibliotheken sind so voll wie nie.“ 2009 besuchten die Deutschen laut Bibliotheksstatistik ihre rund elftausend Büchereien 200 Millionen Mal. Zum Vergleich: Ins Kino gingen sie nur 146 Millionen Mal.

Insbesondere die kostenintensiven Hochschulbibliotheken seien unterfinanziert, sagt eine Kongressteilnehmerin aus Österreich. „Die wissenschaftlichen Bibliotheken müssen sich ständig rechtfertigen, überhaupt noch gedruckte Bücher anzuschaffen“, beklagt die Bibliothekarin.

„Wir brauchen Bücher und Zeitschriften in gedruckter Form ebenso wie Online-Materialien“, erklärt Ulrich Hohoff, Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare. In den Naturwissenschaften gebe es große Datenbanken mit Online-Texten, aber das Geld dafür fehle. Der Anteil digitaler und gedruckter Medien unterscheide sich von Fachgebiet zu Fachgebiet. Vor allem bei den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Jura seien Printmedien unverzichtbar.

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