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Grün ist die Hoffnung. Studierende und Schüler protestierten in Madrid.

© REUTERS

Bildung in der Finanzkrise: In Spanien blühen die Studiengebühren

Die Schuldenkrise setzt Hochschulen in Spanien unter massiven Spardruck. Jetzt wird der Ruf nach deutlich höheren Studienbeiträgen laut.

Studierende an spanischen Universitäten sehen schlechten Zeiten entgegen. Angesichts der großen Geldnot des hoch verschuldeten Staates müssen nun auch die Hochschulen immer mehr sparen. Wegen der Etatkürzungen durch die zuständigen Regionalregierungen haben viele Unis schon Probleme, Gehälter und Stromrechnungen zu bezahlen. Ihr Defizit versuchen sie durch höhere Studiengebühren wenigstens zum Teil wettzumachen. Die Beiträge stiegen im Jahr 2011 um bis zu sieben Prozent je nach Studienfach, für 2012 werden noch höhere Aufschläge erwartet.

Zum Jahresende jedenfalls wird immer lauter über eine drastische Erhöhung der Studiengebühren nachgedacht. „Wir müssen darüber debattieren, die Studiengebühren für die mittlere und hohe Einkommensklasse von 1000 auf 2000 Euro im Jahr zu erhöhen“, sagt etwa Josep Joan Moreso, Rektor der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Mit den zusätzlichen Einnahmen könnten dann mehr Studienhilfen für Studenten aus armen Familien finanziert werden. In einer Notlage sehen sich die Unis auch wegen steigender Studierendenzahlen und der Bologna-Vorgabe, in Reformstudiengängen kleinere Seminargruppen zu bilden und mehr praktische Übungen anzubieten.

Juan Casares Long, Rektor der Universität in der Pilgerstadt Santiago de Compostela, warnt indes vor weiteren staatlichen Einschnitten: „In die Bildung zu investieren ist teuer, aber nicht in die Bildung zu investieren ist noch teurer.“ Spanien liege heute schon mit seinen Ausgaben für die Hochschulen unter dem EU-Schnitt und Spaniens Topwissenschaftler forschen mangels staatlicher Unterstützung häufig lieber im Ausland.

Die Höhe der Gebühren variiert schon heute von Region zu Region und Fach zu Fach beträchtlich. Die Regionalregierungen legen die Beitragshöhe auf Vorschlag der Univerwaltung fest. Im südspanischen Andalusien kostete ein Jurastudium in diesem Studienjahr 550 Euro, im nordspanischen Katalonien sind es mehr als 900 Euro. Für ein Medizinstudium muss man zwischen etwa 800 Euro in Andalusien und etwa 1500 Euro in Katalonien rechnen. Wobei es auch innerhalb einer Region Preisunterschiede gibt. Auf privaten Unis wird bis zum Zehnfachen fällig.

Die Höhe der Gebühren an den öffentlichen Unis berechnet sich unter anderem nach der Zahl der Kurse, die im Jahr belegt werden und nach dem Lehraufwand. Je mehr praktische Übungen, etwa im Labor, notwendig sind, umso teurer wird es. Deswegen gehört Medizin zu den teuersten Studiengängen. Finanziell bestraft werden die „Bummler“: Wer in einem Studienjahr einen Kurs nicht besteht und das Seminar im nächsten Jahr wiederholen muss, zahlt bei der Einschreibung schon 50 Prozent mehr. Der dritte Versuch kostet dann unter Umständen bereits das Doppelte.

Umgekehrt ist für exzellente Studenten ein teilweiser oder vollständiger Erlass der Gebühren drin. Auch für Studierende aus kinderreichen Familien (ab drei Kinder) gibt es Rabatt. Studenten aus mittellosen Familien können beim spanischen Staat Stipendien beantragen, die aber mangels Geld in der Staatskasse zunehmend spärlicher fließen.

Gegen die Einschnitte auch an Schulen formiert sich ein öffentlicher Protest. In der vorigen Woche gingen in Madrid Studierende, Lehrer, Schüler und Eltern auf die Straße. Der Regierung warfen sie unter anderem vor, die Schuldenkrise zum Anlass zu nehmen, das staatliche Bildungswesen zugunsten des privaten auszuhungern.

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