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Bildung und Beruf: Das deutsche Abitur fällt aus dem Rahmen

Soll das Abitur gleichwertig sein mit beruflichen Ausbildungsabschlüssen? Darüber haben Kultusminister und Sozialpartner lange gestritten. Jetzt wurde die Entscheidung um fünf Jahre vertagt.

Das Abitur wird vorerst nicht im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) berücksichtigt, ebenso wenig wie der Hauptschulabschluss und die mittlere Reife. Auf diesen Kompromiss haben sich die Kultusministerkonferenz (KMK), die Wirtschaftsministerkonferenz, die Bundesregierung und die Sozialpartner am gestrigen Dienstag geeinigt. Nach fünf Jahren werde man prüfen, ob die allgemeine Schulbildung doch noch im DQR eingeordnet werden soll und auf welcher Stufe, sagte Ties Rabe, Präsident der KMK, vor Journalisten in Berlin.

Am DQR arbeiten Politik und Sozialpartner seit vier Jahren. Die Matrix soll in den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) einfließen, mit dem international mehr Transparenz und Mobilität auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden soll. Jeder der acht Qualifikationsstufen im EQR und im DQR werden bestimmte Fertigkeiten und Abschlüsse zugeordnet. Dass die allgemeinbildenden Schulabschlüsse vorerst nicht aufgenommen werden, hat auf ihre internationale Anerkennung jedoch keine Auswirkung. Der EQR ersetzt die bisherigen Regelungen nicht.

Wie berichtet (Tsp. vom 17. Januar) hatte die KMK dafür plädiert, das Abitur auf Stufe 5 einzuordnen, gemeinsam mit einigen als besonders hochwertig betrachteten Ausbildungsabschlüssen. Schließlich sei in Deutschland das Abitur die Zugangsberechtigung zur Hochschule. Außerdem würde ein Teil der besonders anspruchsvollen Ausbildungen auf den Stufen 3 und 4 international unter Wert verkauft. Es sei nicht einzusehen, warum ein deutscher Optiker nur auf Stufe 4 stehen solle, während Spanien seine Optiker auf Stufe 6 stelle, nur weil sie an Unis ausgebildet werden, sagte Rabe auch am Dienstag. „Zum Glück“ würden deutsche Optiker ihr Handwerk nicht an der Uni lernten, sondern in der dualen Ausbildung.

Mit dieser Position stand die KMK jedoch alleine da. Die anderen am DQR beteiligten Akteure sahen das Abitur auf Stufe 4, alle Ausbildungsberufe entweder auf Stufe 3 (zweijährige Ausbildungen) oder 4 (drei- und dreieinhalbjährige Ausbildungen). Denn Gewerkschaften und Berufsverbände hätten es gegenüber ihren Mitgliedern nur schwer vertreten können, einen Teil der Ausbildungsberufe auf Stufe 5 einzuordnen und damit etwa Gesellen erster und zweiter Klasse zu schaffen. Das wurde nun vermieden.

KMK-Präsident Rabe sieht allerdings „Risiken“. Die Stufe 5 wird nunmehr allein von Fort- und Weiterbildungsgängen eingenommen, was „zu einer Entwertung beruflicher Ausbildungen“ führen könne. Auch mache es die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus unsichtbar, wenn die Ausbildungen nur nach ihrer Länge, nicht aber nach ihrem Anspruch eingeordnet würden.

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