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Bildung: Uni-Chefs sorgen sich um Finanzen

Kürzungen in mehreren Bundesländern: Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) kritisiert erneut, dass sich die Situation von Hochschulen verschlechtert. Ein großes Risiko sei auch die Forschungspolitik der EU.

„Wir haben davor gewarnt, dass die Föderalismusreform zu einem Auseinanderdriften führen wird. Diese Befürchtung ist jetzt eingetreten“, sagte Margret Wintermantel, die HRK-Präsidentin, am Mittwoch in Berlin, nachdem am Tag zuvor der Senat der HRK getagt hatte. Symptomatisch und „schmerzlich“ sei die geplante Schließung der Medizin in Lübeck: „Trotz der hohen Leistungsfähigkeit in Forschung und Lehre und trotz des Ärztemangels wird einfach der Rotstift angesetzt. Das ist gegen das nationale Interesse.“

Am heutigen Donnerstagabend erwartet der Asta der Universität Lübeck bis zu 20 000 gelb gekleidete Demonstranten zu einem Sternmarsch. Bereits am 16. Juni hatten Tausende protestiert.

Wintermantel zählte weitere Länder auf, die dabei sind, bei den Hochschulen zu sparen: Mecklenburg-Vorpommern kürze beim Personal, Hessen spare zwei Prozent seiner Ausgaben, Hamburg wolle im Herbst Sparpläne vorlegen, und auch Brandenburgs Hochschulen müssten Kürzungen in Kauf nehmen. „Offensichtlich kommen bestimmte Länder ihrem Auftrag der Zukunftssicherung nicht mehr nach“, kritisiert der HRK-Senat. Entgegen diesem Trend investierten Bayern und Baden-Württemberg weiter in die Hochschulen, und Niedersachsen habe mit dem Hochschulpakt gerade finanzielle Garantien gegeben.

„Deutliche Risiken“ sieht die HRK auch in der Forschungspolitik der EU. Die Vorbereitungen für das achte Forschungsrahmenprogramm deuteten darauf hin, dass die EU sich zukünftig an großen Leitthemen wie Klimawandel, Energie oder Gesundheit orientieren wolle und auf produktnahe Forschung setze. Die Grundlagenforschung und die Humanwissenschaften seien „in dieser Welt neuer Produkte offenbar weniger wichtig, obwohl die wirklichen Probleme der Zukunft ohne die Erkenntnisse dieser Disziplinen nicht gelöst werden können“, sagte Wintermantel: „Wie will man Energie erforschen, ohne zu wissen, wie menschliches Verhalten gesteuert wird?“ Außerdem drohten die deutschen Unis mit ihren dezentralen Strukturen „unter die Räder zu kommen“, wenn immer größer werdende nationale Fördertöpfe für EU-Projekte aufgestellt würden, die nur an „großen Projektabwicklern“ ausgerichtet seien.

Um die Lehre zu unterstützen, startet die HRK ferner ein Programm, das die Hochschulen bei der Gestaltung ihrer Studiengänge unterstützen soll. Zu den Zielen gehören mehr Mobilität, eine größere soziale Vielfalt und die Verbesserung der „Arbeitsmarktrelevanz“ des Studiums. Für vier Jahre gibt der Bund dafür sechs Millionen Euro aus.

Die HRK engagiert sich für ein besseres Akkreditierungsverfahren. Der bürokratische Aufwand soll verringert, der staatliche Einfluss zurückgedrängt werden, sagte Wintermantel.

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