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Sternenklar. Fern der Stadt sind besonders viele Sterne zu sehen - wie hier im Havelland. Doch auch von Berlin aus sind spannende Beobachtungen möglich.

© picture alliance / dpa-tmn

Blick nach oben: Der Himmel über Berlin im April

Die Tage werden länger, Zeit zum draußen sitzen – und in den Himmel zu schauen: In der abendlichen Dämmerung ist die Venus gut zu erkennen, mit etwas Glück auch der Mars.

Der Frühling ist da, die Tage werden spürbar länger. Am 1. April ist der Sonnenaufgang in Berlin um 6:44 Uhr. Die Tageslänge beträgt jetzt ziemlich genau 13 Stunden, wobei die Sonne in Marzahn zwei Minuten früher aufgeht als in Wannsee. Am 30. April ist die Sonne schon für 14 Stunden und 54 Minuten zu sehen, also zwei Stunden mehr im Vergleich zum Monatsanfang. Erst um halb neun am Abend wird sie in Richtung West-Nordwest aus dem Blickfeld verschwinden.

Dass die Tageslänge jetzt besonders rasch zunimmt, hängt unter anderem mit der Lage der Erdachse im System Erde-Sonne zusammen. Sie ist um 23,5 Grad gegen die Umlaufbahn unseres Planeten geneigt. Dadurch sind auf der Nordhalbkugel die Wintertage kürzer und die Sommertage besonders lang.

Selten sind die Tage exakt 24 Stunden lang

Beeinflusst wird die Zu- beziehungsweise Abnahme der Tage zusätzlich von der Bahngeschwindigkeit der Erde um die Sonne. Sie fließt ebenfalls in die Zeitgleichung ein, mit der Sonnenauf- und –untergang berechnet werden. Durch die genannten geometrischen Faktoren sowie weitere Effekte beträgt die reale Tageslänge – gemessen an der Sonne – nur selten exakt 24 Stunden. Sie weicht teils mehrere Minuten in die eine wie die andere Richtung ab. Unsere Zeit auf den Uhren ist also lediglich ein theoretischer Mittelwert.

Nun aber endlich ein Blick zum Himmel. Jetzt zum Monatsanfang sind in den Abendstunden Venus und Mars im Westen zu sehen. Das ändert sich später, am 24. April gibt es eine Begegnung von Venus und dem sichelförmigen Mond (Neumond am 18. April). Die Annäherung ist gegen 21:00 Uhr im Süd-Südosten zu sehen.

Der Sternenhimmel im April.
Der Sternenhimmel im April.

© dpa/TSP

Das ist die Zeit, in der die „bürgerliche Dämmerung“ (die Sonne steht 6 Grad unter dem Horizont, man kann gerade noch lesen) in die „nautische Dämmerung“ wechselt. Das bedeutet, der Horizont ist noch gut sichtbar und die Nacht schon dunkel. In der Seefahrt begann zu dieser Tageszeit die Navigation nach den Sternen. Diese Phase geht etwa so lange bis die Sonne 12 Grad unter dem Horizont erreicht hat. Noch dunkler wird es schließlich in der „astronomischen Dämmerung“, dabei geht sie bis auf 18 Grad hinab und es folgt schließlich die tiefe Nacht.

Die Astrologie bereitete der Himmelsforschung den Weg

Die geschilderte Nähe von Venus und Mond ist mit bloßem Auge sehr gut sichtbar, natürlich einen klaren Himmel vorausgesetzt.

Die Planeten Mars und Merkur sind jetzt auch in der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang im Westen sichtbar, letzterer aber eigentlich nur mit einem Fernglas zu entdecken. Kinder dürften ihn auch ohne optische Hilfsmittel sehen, weil sich ihre noch flexibleren Pupillen weiter öffnen können.

Merkur und Mars, knapp über dem Horizont zu finden, stehen dicht beieinander. Astrologen sehen darin eine Erklärung für kriegerische Ereignisse, denn eine Beziehung zwischen den Göttern des Handels und des Krieges lässt Schlimmes erwarten. Dass das Spiel der Himmelskörper angeblich das Geschehen auf der Erde beeinflusst, gehört aus heutiger Sicht ins Reich der Legenden.

Dennoch ist die Bedeutung der Astrologie für die Geschichte der Erforschung des Himmels nicht zu unterschätzen. Bereits die Babylonier wussten im ersten Jahrtausend vor Christus Sonnenfinsternisse ungefähr voraus zu bestimmen. Sie erstellten Horoskope, diese allerdings waren den Königen vorbehalten und wichtig für deren strategischen Entscheidungen. Für das Erstellen der Horoskope konnten sie Planetenbewegungen berechnen - das ist eine wichtige Grundlage für die späteren Wissenschaften der Astronomie und Astrophysik.

Die Venus kann einen Schatten auf der Erde erzeugen

Die Venus ist noch bis Juli gut sichtbar. Übrigens ist sie der einzige Planet, der in der Lage ist, auf der Erde noch einen Schatten zu erzeugen. Sehen kann man das beispielsweise bei Gülpe im Havelland, rund 80 Kilometer westlich von Berlin. Dort ist die Lichtverschmutzung noch so gering wie in der namibischen Wüste. Darum wurde die Gegend zum Sternenpark erklärt.

Ein lohnender Versuch: Halten Sie ein weißes Blatt Papier vor sich und legen Sie Ihre Hand davor. Dann sehen Sie den Schatten Ihrer Hand, wenn der Mond nicht konkurrierend die Helligkeit des Nachthimmels beeinträchtigt.

Peer Schröder

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