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Unter der Lupe. Beim Bewerten von Mammografien ist Erfahrung gefragt.

© dapd

Brustkrebs: Früh erkannt, nicht geheilt

US-Forscher kritisieren die Mammografie-Reklame einer Brustkrebshilfeorganisation. Der Nutzen der Mammografie werde überschätzt, gleichzeitig den Schaden durch Übertherapie ignoriert.

„Weniger reden, mehr handeln“: Unter diesem Motto hat die einflussreiche amerikanische Brustkrebshilfeorganisation „Susan G. Komen“ 2011 Reklame für die Brustkrebsfrüherkennung, das Mammografie-Screening, gemacht. Anlass war der „Brustkrebsmonat“ Oktober. Jetzt erntet sie heftige Kritik dafür. US-Wissenschaftler werfen „Susan G. Komen“ vor, den Nutzen der Mammografie, also der Röntgenuntersuchung der Brust, zu überschätzen und gleichzeitig den Schaden durch Übertherapie zu ignorieren.

Hauptargument für die Früherkennung sind laut „Susan G. Komen“ die besseren Überlebenschancen. Die Fünf-JahresÜberlebensrate betrage bei rechtzeitigem Entdecken des Tumors 98 Prozent, im Spätstadium dagegen nur 23 Prozent. Dahinter verberge sich jedoch ein Denkfehler, argumentieren Steven Woloshin und Lisa Schwartz vom Veterans Affairs Medical Center in Vermont im Fachblatt „BMJ“. Die Früherkennung verschiebe den Zeitpunkt, zu dem der Brustkrebs erkannt wird, nach vorne. Das bedeute aber nicht, dass die Patientin auch nur einen Tag länger lebe – allerdings lebt sie länger mit der Diagnose „Brustkrebs“.

Das Mammografie-Screening garantiere nicht, dass eine Frau den Brustkrebs besiege, argumentieren die Forscher weiter. Das Risiko einer 50-jährigen Frau, in den nächsten zehn Jahren an Brustkrebs zu sterben, sinke durch Teilnahme an der Früherkennung von 0,53 Prozent auf 0,46 Prozent, ein Unterschied von 0,07 Prozent. Weil die Brustkrebsbehandlung in den letzten Jahren deutlich verbessert wurde, bezweifeln manche Forscher sogar, ob das Screening überhaupt noch einen Vorteil darstellt. Denn die Studien, mit denen das Screening begründet wurde, sind älteren Datums.

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