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Wissen: Bürgerlicher Chronist der DDR-Ära Zum Tode des Historikers Fritz Klein

Solche Biografien hatte nur das vergangene Jahrhundert in petto. Der Vater, nationalkonservativ, Pfarrerssohn aus Siebenbürgen, war Chefredakteur der streng rechten „Deutschen Allgemeinen Zeitung“.

Solche Biografien hatte nur das vergangene Jahrhundert in petto. Der Vater, nationalkonservativ, Pfarrerssohn aus Siebenbürgen, war Chefredakteur der streng rechten „Deutschen Allgemeinen Zeitung“. Halbwüchsig Waise geworden, fand Fritz Klein Aufnahme in der Familie eines Pädagogen, treu sozialdemokratischer Überzeugung, der sich nach 1945 allerdings, angezogen von den Sirenenklängen einer Einheit der Arbeiterklasse, für die Vereinigung von SPD und KPD zur SED entscheidet. Auch Klein, verheiratet mit der Tochter der Familie, schlug sich auf die Seite der DDR, macht Karriere als Historiker, wurde sogar Chefredakteur der offiziösen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, bis er im Zuge von Parteiquerelen in die Akademie der Wissenschaften abgeschoben wurde. Gleichwohl blieb er staatsloyal, Genosse, auch Reisekader, wenngleich immer wieder von Zweifeln heimgesucht – der Fall eines Überzeugungssozialisten bürgerlicher Prägung, den das Desaster der DDR hart auf den Boden der Tatsachen setzte.

Der Titel seiner Erinnerungen „Drinnen und Draußen“ chiffriert den Zwiespalt seiner Existenz. Nach der Wende noch kurz involviert in Abwicklung und Auflösung der DDR-Wissenschaft, sah man ihn oft am Rande von Vorträgen: eine elegante Erscheinung, liebenswürdig, interessiert und, da täuscht der Eindruck wohl nicht, resigniert: ein deutscher Fall. Im Alter von fast 87 Jahren ist Fritz Klein in der vergangenen Woche gestorben. Rdh.

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