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Hase mit sechs Rädern, Solarpaneele und Atombatterie. Am Sonnabend soll die chinesische Sonde „Chang’e 3“ auf dem Mond landen und einen Roboter namens „Yutu“ (Jadehase) auf Erkundungsreise schicken.

© Abb.: CNSA/dpa

China fliegt zum Mond: Jadehase im Anflug

Am Sonnabend will China eine Mondsonde auf dem Erdtrabanten absetzen. An Bord befindet sich ein Roboter namens Yutu (Jadehase), der die Oberfläche erkunden soll. Längst sind weitere Missionen geplant, etwa bemannte Flüge und eine dauerhaft bewohnte Mondstation.

Von Rainer Kayser, dpa

Es wäre nur ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für die Volksrepublik China. Am Sonnabend soll die Sonde „Chang’e 3“ auf dem Mond landen, die am 1. Dezember gestartet worden war. Mit an Bord ist das sechsrädrige Robotfahrzeug „Yutu“ (Jadehase). Mit Spektrometern und einem Radargerät soll der Hightech-Hase die chemische Zusammensetzung des Mondgesteins und die Struktur der Mondkruste untersuchen. Offenbar für längere Zeit, denn der Rover ist nicht nur mit Solarzellen, sondern zusätzlich mit einer Atombatterie ausgestattet, die ihn auch in der 14 Tage dauernden Nacht auf dem Erdtrabanten aus der Zerfallswärme eines radioaktiven Elements mit Strom versorgt.

Der Mondflug macht klar: Die chinesische Raumfahrt kommt voran. Noch vollzieht sie lediglich Missionen nach, die die USA und die Sowjetunion bereits vor Jahrzehnten unternahmen. Doch eine weiche Landung auf dem Mond gelang zuletzt im August 1976 der sowjetischen Mission „Luna 24“, die erfolgreich 170 Gramm Mondgestein zur Erde zurückbeförderte. Und Roboter-Fahrzeuge gab es erst zwei auf dem Mond, die sowjetischen „Lunochod“ 1 und 2.

Helium-3 als Energierohstoff

So setzt Chang’e 3 zumindest ein starkes Ausrufezeichen – China hat aufgeholt und setzt zum Überholen an. Eine Sample-Return-Mission, also der Transport von Mondgestein zur Erde ist bereits für 2020 geplant. Dabei geht es nur vordergründig um nationales Prestige, wie einst bei den USA und der Sowjetunion. China hat langfristige wirtschaftliche Ziele. „Jeder weiß, dass fossile Brennstoffe wie Gas und Kohle eines Tages aufgebraucht sein werden“, sagt der Chef des chinesischen Mondprogramms Ouyang Ziyan. „Aber auf dem Mond gibt es mindestens eine Million Tonnen Helium-3.“

Viele Wissenschaftler sehen in Helium-3 einen Energielieferanten der Zukunft. Er könnte eine kontrollierbare und zugleich rentable Kernfusion ermöglichen. Doch auf der Erde ist der Stoff extrem selten und daher teuer. Auf dem Mond dagegen hat sich das Oberflächengestein über Jahrmilliarden hinweg mit Helium-3 aus dem Sonnenwind angereichert. Bis zur Ausbeutung dieser Ressourcen ist es aber noch ein weiter Weg.

Zwar gibt es bereits Pläne für bemannte Mondflüge um das Jahr 2025 herum. Und im Gegensatz zum amerikanischen Apollo-Programm geht es auch nicht nur darum, einmal dort gewesen zu sein. Erklärtes Ziel Chinas ist die Etablierung einer dauerhaft bemannten Basis, die auch als Ausgangspunkt für bemannte Flüge zum Mars und zu anderen Planeten dienen soll.

Eine Beteiligung an der Internationalen Raumstation scheitert an den USA

Doch noch konzentriert sich die bemannte Raumfahrt Chinas auf den erdnahen Raum. Der erste Flug eines „Taikonauten“ gelang 2003, als Yang Liwei 21 Stunden lang um die Erde kreiste. 42 Jahre nach Juri Gagarin. Im September 2011 brachte China mit „Tiangong 1“ ein erstes kleines Weltraumlabor in den Orbit. Ursprünglich hatte das Land auf eine Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS gehofft. Es hatte sogar die Andockmodule seiner Raumschiffe darauf ausgerichtet. Doch die erhoffte Zusammenarbeit scheiterte am Veto der USA.

Seither setzt China auf den Aufbau einer eigenen großen Raumstation und lädt seinerseits andere Nationen dazu ein, sich zu beteiligen. Im September bot China insbesondere Schwellen- und Entwicklungsländern an, deren Raumfahrer für Flüge zur geplanten Raumstation auszubilden. Für 2015 ist als Zwischenstufe ein zweites, größeres Weltraumlabor geplant. Der Aufbau der großen, wie die ISS aus vielen separaten Modulen bestehenden Raumstation soll kurz darauf beginnen. Bis 2020 soll sie fertig sein.

Rückschläge: Anfang Dezember stürzte eine Trägerrakete ab

Wenn alles nach Plan geht. Dass in der Raumfahrt Erfolge und Misserfolge nah beieinanderliegen, musste die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA gerade erst erfahren. Mit den Trägerraketen vom Typ „Langer Marsch“ ist China auch auf dem kommerziellen Sektor erfolgreich. Bei der Starthäufigkeit hat China inzwischen die USA, Russland und Europa übertrumpft. Doch Anfang Dezember misslang der Start eines chinesisch-brasilianischen Umweltsatelliten. Eine Fehlfunktion der Rakete ließ den Satelliten zur Erde zurückstürzen.

Glücklicher verlief der Flug von Chang’e 3. Am 6. Dezember erreichte sie den Mond und schwenkte in eine Umlaufbahn ein. Nach einer Absenkung der Flughöhe von 100 auf 15 Kilometer soll die Sonde am 14. Dezember in der „Regenbogenbucht“ des Mare Imbrium, einer Tiefebene auf der erdzugewandten Seite des Mondes, niedergehen – und den Jadehasen freilassen.

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