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Wissen: „Climategate“ bringt Jones neuen Posten

Gutachten entlastet britischen Klimaforscher

Ein Name war schnell gefunden: „Climategate“, in Erinnerung an den Watergate-Skandal, der US-Präsident Richard Nixon das Amt kostete. Dieses Mal stand der britische Klimaforscher Phil Jones im Zentrum der Kritik. Er leitete die Climate Research Unit (CRU) an der Universität von East Anglia, bis zu seinem Rücktritt im Dezember 2009. Kurz zuvor hatten Unbekannte gut 1000 E-Mails von Jones und Kollegen gestohlen und im Internet veröffentlicht. Sie sollten belegen, dass die Wissenschaftler Daten manipuliert haben, um ihre These der menschgemachten Erderwärmung klarer herauszuarbeiten. Zudem sollen sie versucht haben, Studien mit „unangenehmen“ Resultaten aus Fachzeitschriften und dem IPCC-Report herauszuhalten.

Auch das dritte Gutachten in der Sache kommt zu dem Schluss, dass die Vorwürfe unbegründet seien, die Forscher wissenschaftlich korrekt gearbeitet haben. Das geht aus einem 160 Seiten starken Report hervor, der jetzt von einer Kommission um Muir Russell, ehemaliger schottischer Regierungsbeamter und Ex-Rektor der Universität Glasgow, vorgestellt wurde. An der „Ehrlichkeit und Strenge“ der Forscher bestehe kein Zweifel, heißt es.

Kritisiert wird hingegen mangelnde Offenheit der CRU, und zwar nach einem „beständigen Muster“. Immer wieder monierten Wissenschaftler anderer Institute, vor allem „Klimaskeptiker“, dass sie CRU-Daten nicht einsehen und für eigene Berechnungen nutzen konnten. Dieses Recht ist jedoch gesetzlich verbrieft (Freedom of Information Act). Die Untersuchungskommission berichtet von einer Tendenz, Anfragen zu verschleppen, falsche Fragen zu beantworten oder nur Teilantworten zu geben. Das müsse künftig anders laufen.

Die Vorwürfe, Jones und seine Kollegen hätten ihre starke Stellung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft missbraucht, um im Peer-Review-Prozess eine Veröffentlichung unliebsamer Studienergebnisse zu verhindern, werden in dem Bericht indes zurückgewiesen. Bemerkenswert: Diese Aussage wird explizit für die drei Fälle getroffen, die genauer dokumentiert sind. Dazu gehört aber nicht jene umstrittene Passage aus einer relativ bekannten E-Mail, die Jones im März 2004 an seinen Kollegen Michael Mann schickte. „Habe (als Reviewer, d. Red.) zwei Publikationen zurückgewiesen von Leuten, die sagen, die CRU habe falsche Aussagen bezüglich Sibirien gemacht“, heißt es sinngemäß. Laut E-Mail geht es um geplante Veröffentlichungen im „Journal of Geophysical Research“ und den „Geophysical Research Letters“. Zwar ging Muirs Team dem Fragebogen zufolge auch diesem Vorwurf nach, doch ein Ergebnis nennt es nicht.

Die jüngste Wendung im „Climagate“: Phil Jones bekleidet ab sofort einen neu geschaffenen Posten, er ist nun „Direktor für Forschung“ in der CRU. Ralf Nestler

Die Studie im Internet:

http://www.cce-review.org

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