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Wasserträger. Im „Miller Range“ der Antarktis liegen H2O-reiche Asteroide.

© Nasa/Cindy Evans

Wissen: Das Wasser kam in Schlammbällen aus dem All

Große Teile der Meere, Flüsse und Seen stammen ursprünglich von halbflüssigen Asteroiden.

Das Wasser der Ozeane, der Eiskappen, Flüsse und Seen des „blauen“ Planeten Erde stammen offenbar von Asteroiden, die einst als Schlammbälle durchs Sonnensystem flogen. Das schreiben Philip Bland von der Curtin University of Technology im australischen Perth und Bryan Travis vom Planetary Science Institute in Tucson im US-Bundesstaat Arizona im Fachblatt „Science Advances“. Da Wasser die Grundlage allen Lebens auf der Erde ist, verdankt daher wohl auch der Mensch seine Existenz diesem Urschlamm aus dem Weltall.

Wasserträger von jenseits des Mars

Als sich vor rund 4,6 Milliarden Jahren das Sonnensystem bildete, ballten sich in der Umgebung der gerade entstehenden Sonne aus Weltraumstaub bald unzählige Gesteinsbrocken zusammen. In vielen Millionen Jahren verschmolzen sie zu größeren Gebilden, die schließlich zu den heutigen Planeten Erde, Venus und Mars heranwuchsen.

Wasser gab es auf diesen Jungplaneten allerdings recht wenig, weil die Strahlung der Sonne das durchaus vorhandene Eis längst verdampft hatte. Das Wasser in den heutigen Ozeanen muss daher mit Asteroiden auf die Erde gekommen sein, die sich in weiter außen liegenden Bereichen des Sonnensystems jenseits der Umlaufbahn des Planeten Mars entwickelt hatten. Außerhalb dieser „solaren Schneegrenze“ strahlte die Sonne damals wie heute schwächer, das Eis verdampfte kaum und wurde so in die dort entstehenden „kohligen Chondrite“ mit eingebaut.

Einige dieser Asteroiden landen noch heute als Meteoriten auf der Erde und liefern Astrochemikern wie Mario Trieloff von der Universität Heidelberg wichtige Erkenntnisse: „Das Wasser in diesen kohligen Chondriten ähnelt dem Wasser auf der Erde sehr.“ Das Wasser in Kometen, die ebenfalls als Lieferanten für die Weltmeere infrage kommen, hat dagegen eine ganz andere Signatur.

Genug Wasser für Ozeane und Eischilde

Der Verdacht fällt also auf die Chondrite als wichtigste Quelle des irdischen Wassers. Diese Asteroiden, von denen einige wohl mehr als hundert Kilometer Durchmesser hatten, sind heute feste Gesteinsbrocken, die zum Teil mehr als zehn Prozent Wasser enthalten. „Das reicht gut für die Ozeane und Eisschilde auf der Erde“, sagt Trieloff.

Als diese Asteroiden entstanden, gab es in ihrem Inneren auch noch das radioaktive Aluminium-26, das im Sonnensystem damals reichlich vorhanden war. Diese Radioaktivität heizte das Eis weit genug auf, um es zu schmelzen. Die kohligen Chondrite wurden zu einer Mischung aus Wasser und festen Gesteinskörnchen, die gemeinhin als „Schlamm“ bezeichnet wird.

Schlammbälle mit hundert Kilometer Durchmesser

Jenseits des Mars kreisten damals also Schlammbälle um die Sonne, von denen einige mehr als hundert Kilometer Durchmesser hatten, berechneten Philip Bland und Bryan Davis mit Computermodellen. Erst als die radioaktive Heizung nach einigen Millionen Jahren ausging, erstarrten die Asteroiden zu kohligen Chondriten. Einige von ihnen gerieten später auf Abwege und stießen mit der Erde zusammen. Als Mitbringsel brachten sie nicht nur Wasser, sondern auch eine Reihe weiterer Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel, die vorher auf der jungen Erde eher Mangelware waren.

Ohne Wasser und ohne diese Elemente aber hätte Leben wohl nie entstehen können, sagt Alan Harris vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof. „Wir könnten unsere Existenz gigantischen Schlammbällen verdanken, die einst jenseits des Mars um die Sonne kreisten.“

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