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Das Wetter: Schwache Sonne bringt kalte Winter

Natürliche Klimafaktoren können das Wetter beeinflussen - und dem globalen Trend steigender Temperaturen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Regionen entgegenwirken.

Die teils kalten Winter der vergangenen Jahre lassen sich, zumindest teilweise, auf die geringe Sonnenaktivität zurückführen. Mit dieser These erregten Mike Lockwood von der Universität Reading und Kollegen im vergangenen Jahr einiges Aufsehen („Environmental Research Letters“, Band 5, Seite 24001). Denn das bedeutet, dass „natürliche“ Klimafaktoren sehr wohl nennenswerte Schwankungen hervorrufen können, die dem globalen Trend steigender Temperaturen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Regionen entgegenstehen. Nun legen britische Forscher nach. Im Fachmagazin „Nature Geoscience“ präsentieren sie weitere Argumente, die für diese These sprechen.

Sarah Ineson vom staatlichen Wetterdienst und Kollegen haben Daten des Nasa-Satelliten „Sorce“ herangezogen, der unter anderem die UV-Strahlung der Sonne misst. Die Messungen zeigen, dass die Variation dieser Strahlung womöglich deutlich größer ist als man bisher dachte. Diese Änderungen ließen die Forscher in ein aufwändiges Klimamodell einfließen, das die Entwicklung in der Atmosphäre und in den Ozeanen zusammenbringt. Dabei zeigte sich, dass bei geringer solarer Aktivität die Winter in Großbritannien, Nordeuropa und den USA um rund ein Grad Celsius kälter ausfallen. In Südeuropa und Kanada hingegen war es überdurchschnittlich warm. Der Grund: In der Atmosphäre ändern sich die Strömungen, so dass Europa seltener warme Luft vom Atlantik erhält und häufiger Kälte vom Pol heranweht. Da die Aktivität der Sonne in etwa einem Elf-Jahres-Rhythmus folgt – das letzte Minimum war vor zwei Jahren – könnte das Modell kurzfristige Klimaprognosen verbessern, schreiben die Wissenschaftler.

So weit würde Katja Matthes vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam, die einen begleitenden Kommentar in „Nature Geoscience“ geschrieben hat, nicht gehen. „Es ist eine vielversprechende Studie“, sagt sie. „Aber es gibt noch zu viele Unsicherheiten, um die Prognosen für die nächsten Jahre wirklich verbessern zu können.“ Wie bei allen Modellrechnungen wurden auch hier die Abläufe stark vereinfacht und idealisiert, erläutert Matthes. Ein großes Manko sei, dass nur ein Bereich der UV-Strahlung herangezogen wurde, andere Wellenlängen aber nicht. Außerdem erstrecken sich die Messungen nicht über einen vollständigen Sonnenzyklus, was die Datengrundlage für das Modell schmälert.

Folgt man dem Gedankengang der britischen Forscher, sollte der bevorstehende Winter etwas milder ausfallen, da die Sonnenaktivität derzeit wieder zunimmt. Das reale Wettergeschehen wird allerdings von vielen Faktoren bestimmt. Wie der Winter wirklich wird, kann zu diesem Zeitpunkt keiner sagen.

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