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In einer Unibibliothek sitzen Studierende an Computern.

© Thilo Rückeis

Datenpanne an der TU Berlin: Namen und Adressen von 1800 Studierenden verschickt

Die Technische Universität Berlin verschickte Namen, Adressen und andere sensible Daten von 1800 Studierenden. Der Asta kritisiert einen "enormen Schaden an der Privatsphäre".

Der gläserne Student ist eine Horrorvision kritischer Studierender, seitdem die elektronische Datenverarbeitung an den Unis Einzug gehalten hat. Mit dem Campusmanagement etwa, das über belegte Seminare bis zu Prüfungsergebnissen studienrelevante Aktivitäten speichert, verfügen die Hochschulen mittlerweile über unzählige Angaben. Das macht einen immer ausgefeilteren Datenschutz nötig. Eine Datenpanne hat jetzt allerdings an der Technischen Universität Berlin etliche sensible Daten in die Postfächer der Studierenden gespült. Die Aufforderungen der Uni, mit welchen Angaben man sich zum Wintersemester zurückmelden solle, wurden am Freitag versehentlich nicht nur an die einzelnen Studierenden verschickt, sondern mit Schreiben an bis zu 1800 Kommilitonen verkettet.

Asta: Infos auch über Höhe des Semesterbeitrags und Exmatrikulation

Neben dem vollen Namen und der Anschrift ihrer Mitstudierenden war nach Angaben von Studierendenvertretern zu erfahren, wie viel Semesterbeitrag sie zu zahlen haben und ob sie womöglich ein Stipendium erhalten. Besonders gravierend: Studierende, die wegen endgültig nicht bestandener Prüfungen exmatrikuliert werden, habe die Rundmail ebenso geoutet wie solche, die ihre Fahrberechtigung als Schwerbehinderte vorlegen sollen. Betroffen sind TU-Studierende im achten Semester, wie eine studentische Initiative an der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik erfahren hat.

Der Asta sieht einen „enormen Schaden an der Privatsphäre der Studierenden“. Denkbar wäre auch ein Missbrauch der Daten durch Adresshändler. Die Datenschutzkonzepte der Hochschule müssten nun überprüft und insbesondere das geplante „Student Lifecycle Management“ (SLM) überdacht werden. Damit sollen künftig alle digitalen Daten von Studierenden verwaltet werden. Wenn die Uni schon mit Namen und Adressen sowie den geforderten Rückmeldedaten nicht angemessen umgehen könne, drohe beim Campusmanagement und auch bei den neuen Chipkarten, die berlinweit die herkömmlichen Studierendenausweise ersetzen sollen, größeres Unheil, sagten Asta-Sprecher am Montag.

Viele Studierende sind verunsichert, ob sie betroffen sind

Die TU-Leitung gibt die Panne zu. „Der Umfang des ungewollten Datenschutzvorfalls ist uns bewusst“, heißt es seit Sonnabend in einer Mitteilung auf der Homepage der Uni, verbunden mit einer Entschuldigung an die Betroffenen. Die Empfänger der fehlerhaften Mails werden gebeten, diese zu löschen. Sie erhalten noch einmal eine „persönliche Rückmeldungsaufforderung“. Die TU führt die Panne auf einen Programmierfehler im automatisierten Informationssystem zurück, durch den die Studierenden auch die Briefe der jeweils zuvor Angeschriebenen erhalten haben. Der Fehler sei nach den ersten Durchläufen am Freitag bemerkt und der Sendevorgang sofort abgebrochen worden. Weil viele Studierende verunsichert seien, ob sie selbst betroffen sind, will die TU in den nächsten Tagen alle über das Ausmaß der Panne informieren, sagt TU-Sprecherin Stefanie Terp auf Anfrage. Inwiefern Informationen über von Exmatrikulation bedrohte Studenten oder über Studierende mit Behinderungen verbreitet wurden, konnte Terp nicht sagen.

Die TU verteidigt ihr geplantes neues Campusmanagement

Bei dem Programm handele es sich um eine „selbst entwickelte Software“, die eingesetzt werde, bis das SLM-System zur Verfügung steht. Mit dem Campusmanagement habe die Panne aber nichts zu tun. Es sei „sehr fein spezifiziert“ und erfülle alle Datenschutzanforderungen. Die Studierendenvertreter empfinden die Entschuldigung ihrer Uni als zu lapidar. Der Asta überlege, den Berliner Datenschutzbeauftragten einzuschalten, heißt es. Es könnten sich auch Schadensersatzansprüche ergeben.

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