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Auf nach Harvard. Ein Aufenthalt an einer US-Uni gilt als Karriereschritt. Hilfen zur Rückkehr gibt die Initiative Gain.

© AFP

Jungakademiker: Dem Nachwuchs eine Chance

Ehrgeizige Forscher zieht es in die Vereinigten Staaten, weil das günstig für ihre Karriere sein kann. Klare Wege zur Professur: Was Deutschland für Rückkehrwillige aus den USA tun sollte.

25 Prozent der Naturwissenschaftler in den USA kommen aus dem Ausland, in den Ingenieurwissenschaften sind es über 50 Prozent. Deutsche Jungakademiker gehen in die USA, um dort zu promovieren oder um nach ihrer Promotion über den Tenure track eine Perspektive auf eine längere Karriere in der Wissenschaft zu bekommen.

Der entscheidende Unterschied zwischen den USA und Deutschland ist, dass in den USA die Entscheidung über den weiteren Karriereweg mit einer vielleicht dauerhaften Professur im Alter von 32 Jahren fällt. In Deutschland dagegen beträgt das Durchschnittsalter bei der Erstberufung auf eine Professur etwa 40 Jahre. Diese Zahlen nannte jetzt der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, Ulrich Grothus, bei einer Expertenanhörung im Bundestagsausschuss für Bildung und Forschung. Parteiübergreifend zeigte sich dort unter den Abgeordneten ein Interesse, möglichst viele jener deutschen Wissenschaftler, die sich in Amerika qualifiziert haben, nach Deutschland zurückzuholen. Aber noch immer gibt es eine Reihe von Hindernissen.

Helmut Schwarz, Präsident der Humboldt-Stiftung, wies darauf hin, dass der Gesetzgeber den Weg zum Tenure track zwar geebnet habe. An den deutschen Unis gebe es aber ein Mentalitätsproblem. Nur „ganz wenigen“ Juniorprofessoren werde der direkte Weg auf eine ordentliche Professur ermöglicht. Wegen der nach wie vor bestehenden Unterfinanzierung der Unis würden zu wenig Stellen geschaffen. Bis heute seien nur 800 Juniorprofessuren eingerichtet worden.

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, stellte einige positive Daten dagegen: Durch die Exzellenzinitiative und den Forschungspakt seien 4000 Wissenschaftlerstellen geschaffen worden. Dadurch sei der Standort Deutschland attraktiver geworden. Für Rückkehrer aus dem Ausland gebe es bessere Perspektiven als noch vor Jahren. Befragungen hätten ergeben, dass 70 Prozent der Rückkehrer in der Wissenschaft bleiben wollten und 30 Prozent in die Industrie wechselten.

Kleiner zeichnete vom Hoffnungsland USA ein durchwachsenes Bild: Die Stellen für Tenure tracks seien an den Unis von 75 Prozent auf 30 Prozent zurückgefahren worden. Daher sei eine wissenschaftliche Karriere in den USA „nicht mehr durchweg planbar“. In Deutschland jedoch müsse sich gleichwohl einiges ändern. Nachwuchswissenschaftlern werde zu wenig Selbstständigkeit gewährt. Wer in Deutschland älter als 43 Jahre alt sei und keine Professur bekommen habe, werde aus den Universitäten geworfen. Dies sei ein Verlust für die Wissenschaft.

In den USA arbeiten nach Schätzungen 5400 promovierte deutsche Forscher. 1100 werden jährlich durch deutsche Förderorganisationen unterstützt. Laut der DFG arbeiten 85 Prozent der Wissenschaftler, deren Auslandsaufenthalt gefördert wurde, nach Ablauf der Förderung wieder in Deutschland.

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