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Ebola

© NIAID

Die Null erreichen: Ist Ebola besiegt?

In der letzten Woche wurden nur zwei neue Ebola-Fälle bekannt. Doch jede Nachlässigkeit kann die Epidemie erneut aufflammen lassen, warnen WHO und Ärzte ohne Grenzen.

Zwei Erkrankte innerhalb einer Woche, einer in Sierra Leone und einer in Guinea. Wer den aktuellen WHO-Situationsbericht liest, könnte meinen, Ebola sei so gut wie besiegt. „So einfach ist es leider nicht“, sagt Bruce Aylward, der Ebolabeauftragte der WHO. „Die größte Gefahr im Moment sind unrealistische Erwartungen. Die nutzt das Virus gnadenlos aus.“

Zwar gebe es seit vier bis acht Wochen erhebliche Fortschritte. Es seien mehr Anthropologen im Einsatz, die Wege des Virus werden zunehmend durch Erbgutanalysen verfolgt, Kontaktpersonen werden mithilfe der Gemeinden akribisch aufgespürt und in der Quarantäne viel besser als früher versorgt – 1900 Menschen sind es im Moment. „Wir kennen jetzt die Namen derer, die vor Ankunft der Helfer fliehen“, sagt Aylward. Oft seien es gerade jene, die sich wahrscheinlich angesteckt haben. „Jeder hat eine andere Geschichte. Manche wollen einfach nicht in einem Behandlungszentrum sterben, sondern auf ihrem eigenen Land. Und dort begraben werden.“ Doch jeder Flüchtende gefährde andere, jede heimliche Bestattung erhöhe das Risiko, dass der Ausbruch erneut aufflammt. „Die Zahlen werden noch einige Monate hoch und runter gehen. Wir dürfen jetzt auf keinen Fall nachlässig werden“, sagt Aylward. Behandlungszentren, Diagnostik, mobile Teams und eine sehr gute Überwachung seien unverzichtbar. Auch die Überlebenden brauchen langfristig medizinische Hilfe. Allerdings schwinde angesichts der Zahlen die finanzielle Unterstützung.

„Fehlender politischer Wille hat den Kampf gegen Ebola am Anfang unterminiert. Nun bedrohen Ermüdung und ein nachlassender Fokus die Bemühungen, die Epidemie zu beenden“, kommentiert Joanne Liu, die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, im Fachblatt „Nature“. Es stapelten sich die Berichte über Lehren aus Ebola. „Aber wir können nicht darüber reden, die nächste Seuche effektiver zu bekämpfen, wenn wir jetzt daran scheitern, das Gelernte umzusetzen.“ Angst, sintflutartige Regenfälle, unangebrachter Optimismus – all das führte im letzten Jahr zur Katastrophe. Die Zutaten dafür seien immer noch da.

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