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Diebische Tiere: Bewaffnete Schnecken und leuchtende Tintenfische

Sich Fähigkeiten anderer zunutze zu machen, ist im Tierreich keine Seltenheit. Schnecken klauen nicht nur Chloroplasten, sondern können Korallen und Seeanemonen auch die Nesselkapseln entwenden.

Sich Fähigkeiten anderer zunutze zu machen, ist im Tierreich keine Seltenheit. Schnecken klauen nicht nur Chloroplasten, sondern können Korallen und Seeanemonen auch die Nesselkapseln entwenden. Das sind Zellen, die bei Berührung harpunenartig einen Schlauch ausschleudern, durch den die Tiere dann Gift in ihre Opfer injizieren. Wenn die Breitwarzige Fadenschnecke Aeolidia papillosa diese Nesselzellen frisst, werden sie nicht verdaut, sondern in die Kiemenbüschel der Schnecke eingebaut. Dort dienen sie zur Verteidigung. Den gleichen Trick beherrschen Rippenquallen der Gattung Haeckelia.

Die Blattlaus Acyrthosiphon pisum hat sich ein Gen aus einem Pilz einverleibt. Damit produzieren die Läuse einen Carotenoid-Farbstoff, mit dem sie Lichtenergie einfangen, chemisch binden und für ihren Stoffwechsel nutzen. Das Gen für den Farbstoff wurde vermutlich über Milben ins Erbgut der Läuse geschmuggelt.

Der daumengroße Tintenfisch Euprymna scolopes verleibt sich Bakterien der Art Aliivibrio fischeri ein, die leuchten können. In einem speziellen Leuchtorgan züchtet das Weichtier die Bakterien regelrecht heran und verteilt sie über feine Kanäle in der Haut über seine gesamte Körperoberfläche. Der Sinn dieses Aufwands wird erst in mondhellen Nächten deutlich: Im seichten Küstenwasser ist das Tier vom Meeresgrund aus gesehen für Beutetiere oder Fressfeinde gut als dunkler Schatten zu erkennen, weil es das Mondlicht abschirmt. Indem der Tintenfisch mithilfe der Bakterien selbst leuchtet, hebt er sich jedoch nicht mehr vom hellen Mondlicht ab. Der Tintenfisch ist sogar in der Lage, die Helligkeit des Mondlichts zu messen und das Leuchtorgan so einzustellen, dass das Licht der Bakterien bestmöglich tarnt.

Termiten halten sich zwei Typen von Untermietern in ihrem Darm: zum einen etwa zehntausend Flagellaten, geißeltragende Einzeller, die kaum einen Tausendstel Millimeter groß sind. Zum anderen etwa 70 verschiedene Bakterienarten, die auf und in diesen Flagellaten leben. Nur gemeinsam produzieren sie den richtigen Enzymmix, mit dem Holz verdaut und dem Insekt als Nahrung dienen kann. Da es vom Holz allein nicht leben kann, gehören zu dem Bakterienmix auch solche Arten, die Stickstoff aus der Luft binden können, der für den Aufbau vieler biologisch essenzieller Moleküle nötig ist. skb

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