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DIE KONTROVERSE: DIE KONTROVERSE

Deutschlands Politologen streiten über ihren Gründervater Theodor Eschenburg: Darf der einst gefeierte „Lehrer der Demokratie“ Namensgeber eines Preises sein – obwohl Eschenburg im Dritten Reich Mitglied der SS wurde, an der Arisierung eines jüdischen Unternehmens mitwirkte und nach dem Krieg darüber schwieg? Die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft wollte sich kein Urteil anmaßen – und schaffte den Preis am Sonnabend ab.

Deutschlands Politologen streiten über ihren Gründervater Theodor Eschenburg: Darf der einst gefeierte „Lehrer der Demokratie“ Namensgeber eines Preises sein – obwohl Eschenburg im Dritten Reich Mitglied der SS wurde, an der Arisierung eines jüdischen Unternehmens mitwirkte und nach dem Krieg darüber schwieg? Die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft wollte sich kein Urteil anmaßen – und schaffte den Preis am Sonnabend ab. Doch der Streit tobt weiter. Eschenburgs Verteidiger finden: Die Abschaffung des Preises ist ein Urteil – und ein falsches dazu. Denn Eschenburg sei nie Nazionalsozialist gewesen, schon gar nicht Antisemit, höchstens Opportunist, aus Angst um seine Familie. Für die Gegner Eschenburgs ist genau dies das Problem: Effizient im Sinne staatlicher Interessen habe Eschenburg funktioniert. Genau wie Hans Globke, Adenauers Kanzleramtschef, Kommentator der Nürnberger Rassengesetze, für Eschenburg ein Widerstandskämpfer wie Willy Brandt, so zu lesen noch 1961 in der „Zeit“. Doch die Kolumne dort wie das wissenschaftliche Werk Eschenburgs begründeten auch seinen Ruf als „Gewissen der Nation“. Was wiegt schwerer? Historiker wollen weiter zu Eschenburg forschen, zu seinem Verhalten im Dritten Reich und seiner Anpassung an die Demokratie. kru

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